Gegenwart
24. April 2015
Der Löwenzahn
8. Mai 2015
Wurzeltrollwohnung mit gepflegtem
Vorgarten (englischer Rasen)
Schon als Kind hatte ich viel Phantasie. Lange bevor Astrid Lindgren „Ronja Räubertochter“ schrieb und wir von Rumpelwichten und Graugnomen erfuhren, war mir klar, dass die Wurzeln großer Bäume auf jeden Fall bewohnt sind.
Das sieht man doch!
Ich rede nicht von dem Alter, wo man das wirklich glaubt, der magisch-animistischen Phase, sondern von den wunderbaren Jahren, in denen man schon einen ziemlich realistischen Blick hat, aber immer noch genug Kind ist, um in seinem Geist unendliche Weiten zu öffnen. Im Spiel geht alles. Ich kann Cowboy und Indianer sein, Ritterfräulein und Drachentöter, Raumschiffkapitän, Agentin, Fee oder Zauberer…
Mehrfamilienhaus mit zwei separaten Eingängen
– und Einliegerwohnung im Keller!
Ich glaube, dass diese Jahre unglaublich kostbar sind. Früh genug müssen wir lernen, dass eben nicht alles möglich ist, wie klein unsere Welt ist, wie groß die äußeren Zwänge und wie beschränkt unsere Möglichkeiten. Umso wichtiger ist es für die Entwicklung eines Kindes, einige Jahre den Geist frei streifen zu lassen und unbeeindruckt von Denkverboten einfach alles zuzulassen. So können sich Vorlieben, Interessen und Träume entwickeln, die später vielleicht einmal zu Visionen werden. Eine erste kindliche Einordnung der Welt geschieht.
Manchmal glaube ich, dass in unserer Gesellschaft viele Kinder zu wenig von dieser Freiheit haben. Welche Achtjährigen können denn noch alleine durch den Wald streifen und sich dort von der Natur anregen lassen? Wie viele Kinder kennen verschiedenste Comic- und Fantasygeschichten – aber aus dem Fernsehen, nicht aus ihrer eigenen Phantasie? Natürlich regen auch diese Geschichten die Phantasie weiter an, aber ungefähr so wie die künstlichen Appetitverstärker in Hamburgern den Hunger anregen.
Also, wenn hier niemand wohnt,
dann weiß ich es nicht…!
Ich wünsche unseren Kindern Zeiten und Orte, wo sie ihren Gedanken unbeschwert und unbegrenzt freien Lauf lassen können und dass sie sich nicht zu früh abfüttern lassen mit fast-food-fantasy. Und uns wünsche ich, dass wir die Weite, die wir als Kinder hatten, nicht vergessen – und dass wir hin und wieder noch mal einen kleinen Wurzeltroll entdecken.

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