Meine Texte werden höchstens drei Sätze haben.
Naja, vielleicht kann ich hier im Blog noch mal eine Ausnahme machen…? Sonst kriegt man ja echt nichts gesagt!
Mein Problem ist nur: Immer wieder treffe ich auf Leute, die einfach nicht richtig lesen, was ich schreibe. Und dann regen sie sich auf, was ich Schreckliches behauptet hätte – dabei habe habe ich gar nicht sie persönlich angesprochen oder was ganz anderes geschrieben. Oder so. Oder sie wiederholen ständig dieselben Argumente, weil sie nicht wahrnehmen, dass in der Diskussion schon drei Leute stichhaltige Gegenargumente gebracht haben. Oder so.
Ich finde solche Diskussionen anstrengend.
Vielleicht bin ich ja ein bisschen überempfindlich. Ich meine, heutzutage ist die Aufmerksamkeit eben nicht mehr so hoch. Im Internet schreibt man leicht mal schneller als man liest und der Ton ich auch rau. Muss ich das einfach als normal abhaken? – Nein, ich denke dann immer wieder an meinen Thomas.
Nicht was Sie jetzt denken! An meinen Bruder Thomas, also meinen dominikanischen Mitbruder: Thomas von Aquin. Der hat nämlich mindestens so gerne diskutiert wie ich – und zwar professionell.
Zu seiner Zeit, also im 13. Jahrhundert, war an den Universitäten eine bestimmte Form wissenschaftlicher Arbeiten weit verbreitet, die der Quaestiones. Er selber hat seine „Summe der Theologie“ in dieser Art abgefasst, die als eine der größten theologischen Schriften gelten kann. Der Aufbau solcher Quaestiones besteht aus der Ausgangsfrage (Quaestio), den Argumenten pro und contra und schließlich der Auflösung.
Der Witz dabei ist, und deshalb muss ich beim Surfen manchmal an „meinen“ Thomas denken: man muss erst versuchen, das Argument des Gegners zu verstehen, bzw. man muss selber pro- und contra-Argumente beibringen, bevor man schließlich die Frage auflöst.
Genau das ist es aber, was uns in unseren hitzigen Debatten oft fehlt. Wir reden drauf los ohne den echten Willen, die Position des anderen zu verstehen, bevor wir unsere Antwort formulieren. Aber wer nicht verstehen will, der kann sich nicht verständigen. Wieviel fruchtbarer wäre manche unserer Diskussionen, wenn wir es wagen würden, einmal die „gegnerische“ Position einzunehmen, nur probehalber, nur um uns in unseren Gesprächspartner hineinzufühlen!
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