Ich wünsche mir… Theater
18. März 2016
Palmsonntag
20. März 2016

Maslow ging davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Menschheit das erreichen werde, was er Selbstverwirklichung nennt. Trotzdem habe ich völlig ungeniert von den kreativen Potentialen geschrieben, die in jedem von uns schlummern. In der Sprache der Bibel heißt es, dass der Mensch nach Gottes Abbild geschaffen ist, danach haben wir auch Anteil an seiner Schöpferkraft.  Seine Kreativität und Sein Geist sind in uns gelegt und warten nur darauf, zum Leben erweckt zu werden.

Ich bin überzeugt, dass viele Menschen unserer Gesellschaft zu weit mehr fähig sind, als sie sich vielleicht selber zutrauen. Aber wie soll das gehen, wenn man mal über die musikalische Frühförderung hinaus ist?

Die meisten Erwachsenen unserer Gesellschaft haben einen gewissen Spielraum, sie sind nicht mit dem Überlebenskampf beschäftigt, sondern können ihr Leben gestalten. Doch da gibt es die einen, die abends froh sind, wenn ihnen hin und wieder eine kostbare Stunde Freizeit bleibt. Und es gibt die anderen, die mehr Zeit zur Verfügung haben, als ihnen lieb ist. Beides kann im Extremfall sehr anstrengend sein!

Aber wieviel Zeit wir auch immer haben, wenn es soweit ist, stehen wir vor der Frage: „was will ich tun?“ Lesen oder fernsehen? In beiden Fällen: etwas tiefgehendes oder etwas leichtes? Drinnen krosen oder an die frische Luft gehen? Menschen treffen oder mich zurückziehen? usw. Wir haben es in der Hand, wie wir unser Leben gestalten. Manchmal können wir nicht viel entscheiden, vielleicht nur, welchen Radiosender wir hören oder ob wir lieber in Stille unseren Morgenkaffee trinken. Aber das kann uns beeinflussen und auf Dauer prägen.

Womit beschäftigen wir uns, womit nähren wir unseren Geist, wohin wollen wir wachsen?

Der Titel dieses Beitrags sagt schon, dass es mir in meinem Leben um mehr geht, als nur um die Wahl des Radiosenders: gute Bücher sind für mich eine Möglichkeit, freie Zeit so zu nutzen, dass ich daran wachsen kann. Sehr gerne lese ich auch spannende oder lustige Bücher, aber am liebsten lese ich gleichzeitig ein „gutes“ und ein unterhaltsames. Gerade seit ich im Internet immer mehr häppchenweise lesen muss, schätze ich zunehmend im wahrsten Sinne des Wortes handfeste Bücher. Und wenn mir der Tagesablauf gar keinen Gestaltungsspielraum lässt, habe ich abends doch immer noch die Freiheit zu wählen, zu welchem Buch ich greife.

Aber natürlich ist lesen nur eine von vielen Möglichkeiten, sich zu entwickeln. Was tun Sie, um mehr zu dem Menschen zu werden, der Sie sein möchten?

Ich wünsche Ihnen, dass Sie heute, am Samstag, ein bisschen mehr Zeit dafür haben, was auch immer es ist.

P.S.: Mit diesem Beitrag endet unsere Serie über die menschlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte. Abraham Maslow hat seine Hierarchie zwar kurz vor seinem Tod noch einmal differenziert und auch um eine Ebene der Transzendez erweitert, aber wir machen an dieser Stelle lieber mit anderen Themen weiter: morgen ist Palmsonntag, damit beginnt die Karwoche.

3 Comments

  1. Wenn man langsam aber sicher dem Tod entgegen geht und zurück schaut, so sieht man, dass längst nicht alles, was man tat um der zu werden, den man sein wollte, Selbstverwirklichung war, sondern immer nur das, womit man seinen letzten und ewigen Ziel ein Stücklein näher gekommen ist. Denn auf Gott hin ist der Mensch geschaffen, nicht auf sich selber.

    • Das muss kein Widerspruch sein.
      Wenn ich in meinem Leben mehr und mehr meine Begabungen und Fähigkeiten ausbaue und nutze, um das zu tun, was die Welt in die Richtung verändert, die ich als gut und richtig erkannt habe – wie würden Sie das nennen?
      Ich glaube, mehr kann man von einem Menschen nicht verlangen. Ich glaube, mehr verlangt auch Gott nicht von einem Menschen. Jedenfalls wird es so in verschiedenen Gleichnissen beschrieben. So verstehe ich auch den Aufruf Jesu, am Reich Gottes mitzubauen.
      Aber wenn der eine sagt: „ich erfülle Gottes Willen, denn ich bin auf ihn hin geschaffen“ und der andere sagt: „ich mache das Beste aus dem, was in mich hineingelegt ist, denn ich will meine Begabungen nicht verschwenden“ – widerspricht sich das?
      Für jemanden, der an Gott glaubt, können diese beiden Sätze einander ergänzen. Der zweite ist eigentlich nur die Konkretisierung des ersten. Ich persönlich erlebe, dass ich immer dann, wenn ich mich selber besonders deutlich spüre, wenn ich ganz echt und „wirklich“ bin, dass ich dann auch Gott am nächsten komme. Natürlich kann man Gott auch begegnen, wenn man sich selber fremd bleibt, aber meine intensiveren Gotteserfahrungen hatte ich immer, wenn ich mir selber nahe war. Denn auf Gott hin bin ich geschaffen.

  2. Auch ich verstehe das nicht als Widerspruch. Sehr schön sagen Sie, dass sich beides ergänzt. Das ist ja das Schöne und Grosse an unserem Glauben, dass er so umfassend ist, dass jeder ihn in seiner ganz konkreten Situation und mit den ihm ganz spezifisch geschenkten Gaben leben kann. Gefährlich sind nur Einseitigkeiten, denn diese verleiten dazu, gewisse ebenfalls wichtige Aspekte unseres Glauben immer mehr zu verdrängen bis sie schlussendlich geleugnet werden. Dieser Gefahr begegnen wir am besten mit einer jederzeit katholischen, d.h. allumfassenden Verkündigung. So hoffe ich, dass Sie meine Bemerkungen nicht als Kritik sondern als Ergänzungen aus der Sicht eines Gläubigen verstehen, der sich mit bald 78 Jahren je länger je mehr – situationsbedingt – Gedanken zu den letzten Dingen macht.

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