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Gestern hatte ich ein besonderes Erlebnis: ich bekam eine Anfrage des „Domradio“ in Köln. Sie suchten Ordensleute, die sich für kleine Interviews zur EM zur Verfügung stellen. Glücklicherweise habe ich schnell eine Schwester gefunden, die genug Fußballverstand und -begeisterung hat und auch genug Mut, darüber im Radio zu sprechen. Keine fünf Minuten nachdem ich den Hörer aufgelegt hatte, rief die „Rheinische Post“ an: sie suchen eine Schwester für ihre Tippgemeinschaft, die täglich die Ergebnisse sämtlicher EM-Spiele tippen soll. Da zwei unserer Fußball-Spezialistinnen gerade in Urlaub sind, habe ich dann niemand anderen mehr gefunden als mich selber. Jetzt bin ich also das Klosterorakel, ähnlich wie Pinguin Flocke in Lübbenau. Naja, ein bisschen genauer tippe ich hoffentlich schon.

Was ich mich dabei aber frage: weshalb befragen diese Medien ausgerechnet Ordensleute zum Thema Fußball?

Klar: Fachleute gibt es jede Menge, die jetzt ständig und überall befragt werden. Da kann man sich schon mal nach einer Alternative umschauen.

Dann kommt man z.B. auf die lustigen Tierorakel: Erinnern Sie sich noch an Krake Paul bei der WM 2010 mit seiner exzellenten Trefferquote? Bei dieser EM gibt es direkt mehrere Experten: die Elefantendame Zella in Stuttgart, eben den besagten Pinguin namens Flocke in Lübbenau, den Koala Oobi-Oobi in Leipzig, die Meerschweinchen Krümel und Schinki beim Mitteldeutschen Rundfunk und Erpel Gregor bei der Märkischen Allgemeinen.

Ja, und wir Ordensleute? Sind wir auch nur eine Art Pinguin? Sind wir zur Kuriosität geworden: „Guck mal, die tut so, als ob sie was von Fußball verstünde! Putzig“???

Einerseits ist das wohl so. Andererseits spuken wohl auch noch in vielen Köpfen die alten Klischees herum von den weltfremden und sauertöpfischen Nonnen, die alles Spielerische und Lustige für Teufelszeug halten und die keine Ahnung haben, was die normalen Menschen bewegt. Deshalb mache ich mit in der Tippgemeinschaft der RP: nicht weil ich so viel Ahnung hätte oder weil Fußball mein Leben wäre oder so. Aber ich mag Fußball (wenn er nicht gerade korrupt ist) und hätte die EM sowieso verfolgt. Ich bete nicht nur, dass es keine Zwischenfälle gibt und dass alle friedlich miteinander feiern. Sondern ich finde es außerdem wirklich spannend, wenn sich Mannschaften in einem internationalen Wettkampf messen und will dann auch mitgehen.

Und ich finde, das ist sogar eine Nachricht, dass der Glaube an Gott und die Freude am Tanz mit dem Ball sich nicht ausschließen. Denn unser Gott ist ein Freund des Lebens – dazu gehören auch Spiel und Spaß.

2 Comments

  1. Barbara Stanetzek sagt:

    Deshalb bin ich Dominikanerin: ich hätte genauso geantwortet!
    Ich wünsche dir eine hohe Trefferquote beim Tippen, liebe Barbara! Und viel Spaß beim Fußballgucken

    • Danke schön. Jetzt muss ich die EM viel intensiver verfolgen, als ich es normalerweise getan hätte – und plötzlich wird sie richtig spannend! Plötzlich nehme ich wahr, dass lauter Außenseiter, auf die keiner gewettet hat (nur ich, weil ich keine Ahnung hatte!!!) den Favoriten eine lange Nase drehen: die Italiener den Belgiern, die Isländer den Portugiesen, die Ungarn den Österreichern, die Rumänen den Franzosen… Ein ums andere Mal sitzen die Kommentatoren fassungslos da – und ich amüsiere mich köstlich über die kleinen Frechen, und liege damit sogar manchmal auch noch richtig. 🙂

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