Diesmal also ein Priester, 84 Jahre alt, erschossen während er die heilige Messe las. Er hatte, so hieß es eben in den Nachrichten, einen guten Kontakt zu der muslimischen Gemeinde im Ort. Wieso also ausgerechnet er?
Ich muss an Pierre Claverie denken. Er war Dominikaner, Bischof von Oran, Algerien. Auch er pflegte den Dialog mit den Muslimen; er war sein großes Anliegen. Ebenso ging es ganz in seiner Nähe den Mönchen von Tibirhine. Ihr Abt Christian kannte den Koran und traf sich regelmäßig mit dem Imam des Ortes zum Glaubensgespräch. Dann kamen die Terroristen. Sie entführten die Mönche und ermordeten sie. Wenig später fiel Pierre Claverie in seinem Haus gemeinsam mit seinem muslimischen Fahrer einer Bombe zum Opfer.
Und jetzt wieder. Ein Geistlicher, der um Verständigung wirbt, sie praktiziert. Ist das wirklich so bedrohlich für die Dummköpfe, die sich mit ihrem Terror auf den Islam berufen? Fürchten sie wirklich diejenigen, die ihnen die Hand reichen, die sich als Brückenbauer engagieren, mehr als andere, die ihnen vielleicht gleichgültig oder sogar feindselig gegenüberstehen?
Dann kann die Antwort nur sein: wir lassen uns die Verständigung nicht verbieten. Auch wenn es manchmal schwierig ist, wenn wir Angst haben oder merken, dass wir misstrauisch werden. Wir werden weiter versuchen, einander kennenzulernen und miteinander zu leben, nicht nebeneinander – weil das der einzige Weg zum Frieden ist.