„Maria hilf!“ So beten meine älteren Schwestern gerne. Ich weiß nicht wieso, aber Nintendo hat das jetzt übernommen. Naja, jedenfalls so ähnlich. Sie haben die Marienstatue an unserem Weiher zu einem „Pokéstop“ gemacht.
Nein, ich spiele nicht Pokémon Go. Aber seit einiger Zeit laufen vermehrt Leute über unser Gelände, da interessiert man sich. So habe ich gelernt, dass die Spieler an unserer Maria Pokébälle bekommen, Eier, Tränke, Beleber und Beeren. Maria hilft den Geschwächten offenbar weiter, selbst in der virtuellen Welt!
(Spaß-)Kämpfen kann man in unserem Kinderdorf auch – unsere Kinder wussten das schon lange bevor Nintendo auf unserem Gelände zwei Arenen eingerichtet hat. Naja, und jetzt laufen die Spieler halt durch unseren Park, hochkonzentriert, von einer Arena zur anderen, vorzugsweise abends.
Ich hab nichts dagegen, obwohl das hier natürlich ein Privatgelände ist. Ich sehe sie immer nur von meinem Bürofenster aus kommen und gehen. Aber die Kinderdorfmutter von gegenüber klagte neulich (die hat eine der beiden Arenen direkt vor dem Wohnzimmer), sie könne nicht mehr richtig schlafen: „Die knallen die Autotüren so laut und außerdem lassen sie immer den Motor laufen!“
An sich finde ich die Idee, ein online-Spiel mit Bewegung an der frischen Luft zu verbinden, ziemlich klasse. Aber, liebe Spieler: bitte nehmt das Spiel mit in die Realität – und nicht umgekehrt! Seht und hört ihr noch, wo ihr seid und welche Menschen um euch herum sind? Wenn ihr ins Wasser oder eine Treppe runter fallt, weil das Display für euch die einzige Realität ist, dann ist das euer Problem. Aber bitte nehmt Rücksicht auf eure Mitmenschen: wo ihr spielt, laufen und leben auch andere. Und abends um 21:00 schlafen manche von ihnen (Kinder und Ältere zum Beispiel) auch schon.
Danke für euer Verständnis – und viel Spaß beim Kämpfen, Jagen und Sammeln!