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Neulich bin ich auf Facebook in eine seltsame Diskussion geraten: eine Frau beschwerte sich, ihr Pfarrer habe ihr verboten, am Gottesdienst teilzunehmen. Das erboste sie so, dass sie jetzt aus der Kirche austreten wollte. Natürlich fanden sich sofort etliche Freunde, die sich solidarisch zeigten, sich empörten und sie trösteten.

Mir kam das komisch vor, welcher Geistliche tut sowas? Dahinter musste ein massiver Konflikt stecken. Und in der Tat erzählte die Frau dann im Verlauf des threads, sie sei die Geliebte des Pfarrers gewesen und er habe vermeiden wollen, dass sie im Gottesdienst seiner Frau begegnet.

Ich fand, dass diese Information die ganze Sache in ein anderes Licht rückt, aber nicht alle Teilnehmer der Diskussion lasen diese Bemerkung. Viele kommentierten weiter empört die Unverschämtheit des scheinbar so selbstherrlichen Gemeindeleiters, der willkürlich einzelne Gläubige diskriminiert. „Typisch Kirche eben!“

Das war der Moment, an dem ich mich eingeschaltet habe. Ich fragte die Autorin, ob es nicht die einfachste Lösung sei, wenn sie und der Pfarrer aufhörten, die Ehe zu brechen.

Die Geschichte war dann noch etwas komplexer, aber ich bin nach wie vor der Meinung, dass man nach einem gemeinsamen Ehebruch nicht die alleinige Schuld beim Mann suchen kann (so wie man sie früher selbstverständlich bei der Frau suchte). Außerdem scheint mir ein Austritt aus der Kirche nicht die logische Konsequenz.

Natürlich konnte ich von diesen Gedanken nichts mehr äußern, denn die Autorin hatte mich relativ schnell blockiert. Sie wollte wohl lieber mit ihren Unterstützern alleine sein.

Gestern haben wir das Fest des Hl. Dominikus gefeiert. Als Lesung ist ein Abschnitt aus dem 2. Brief des Apostels Paulus an Timotheus vorgesehen:

Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht; weise zurecht, ermahne, in unermüdlicher und geduldiger Belehrung. Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Wünschen immer neue Lehrer sucht, die den Ohren schmeicheln; und man wird der Wahrheit nicht mehr Gehör schenken, sondern sich Fabeleien zuwenden. Du aber sei in allem nüchtern, ertrage das Leiden, verkünde das Evangelium, erfülle treu deinen Dienst!

Dominikus hat das getan. Er hat sich unermüdlich für die Wahrheit eingesetzt und das Evangelium verkündet, wo immer er hinkam. Das hat er auch uns, seinen Schwestern und Brüdern aufgetragen. Wie diese Verkündigung aussieht, wenn wir Menschen anderen Glaubens begegnen, ist noch einmal eine zweite Frage, aber innerhalb unserer Kirche sollen wir zweifelsohne offen und deutlich von dem sprechen, was uns trägt.

Und wenn man „die gesunde Lehre“ nicht hören will? Wenn Menschen die Echo-Räume des Internet vorziehen, die eindeutig „den Ohren schmeicheln“? Ich glaube, wir sind oft in Versuchung, unsere Lehre dann anzupassen, sie ein wenig abzuschleifen, damit sie vielleicht doch gehört wird. Ich hätte ja das böse Wort „Ehebruch“ nicht benutzen müssen, sondern hätte etwas von „persönlichem Konflikt“ murmeln können. Wäre das besser gewesen?

Vielleicht wäre ich dann nicht blockiert worden. Aber ich hätte mich um die Wahrheit herumgedrückt, ich hätte meinen Dienst nicht treu erfüllt – also hätte ich auch gleich schweigen können.

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