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Die Dominikanerinnen von Bethanien sind eine kleine Gemeinschaft. Geradezu winzig. „Klein, aber oho!“ fällt mir dazu ein oder „Qualität statt Quantität“ – und da ist sogar was dran. Diese Sprüche sind ein Trost, aber sie täuschen mich nicht darüber hinweg, dass wir klein sind, immer klein waren und auch nicht gerade größer werden.

Zum Glück sind wir Teil des Dominikanerordens, und der hat wirklich eine ansehnliche Größe. Anfangs waren wir dort nicht sehr beliebt, Pater Lataste hatte Mühe, die Erlaubnis für die Neugründung zu bekommen. Er war Novizenmeister und wurde von seinem Ordensmeister zunächst auch nicht für dieses seltsame Projekt mit den Frauen aus dem Gefängnis freigestellt. Das war ja alles ziemlich revolutionär, manche fürchteten auch den Skandal, das musste man nicht zu sehr unterstützen.

Es gab natürlich immer wieder auch viel Wohlwollen und Hilfe, aber die Dominikaner und Bethanien, das ist eine ambivalente Geschichte: Einerseits sind Dominikaner ja zum Studium verpflichtet, und Bethanien ist nicht gerade eine akademische Vereinigung. Wir haben heute auch Schwestern mit akademischem Abschluss, aber für uns bezieht sich das Studium auch auf die Bibel und die Zeitung, und wem das zu wenig ist, der kann schon mal ein Problem mit uns bekommen. Dominikaner sind Prediger, und in Bethanien wird nicht nur, aber vor allem durch die Tat gepredigt – wie gesagt, wir sind nicht so intellektuell. Es gibt schon Brüder und Schwestern, die das als große Fremdheit empfinden.

Andererseits hat schon unser Gründer gesagt: „Bethanien ist dominikanisch, oder es ist gar nicht“. Und der heutige Ordensmeister, P.Bruno (auf dem Bild beim Jubiläum mit unseren Schwestern unter einem Bild von P.Lataste), sagte in seiner Predigt zu P.Latastes Seligsprechung, ohne Bethanien würde dem Dominikanerorden etwas Wesentliches fehlen. Also sind wir doch mitten im Dominikanerorden verwurzelt! Der Grund ist nicht schwer zu finden: Dominikaner predigen ja nicht irgendetwas, sondern die Barmherzigkeit Gottes. Na, und das ist das zentrale Thema Bethaniens.

Der Hl. Dominikus soll im Gebet laut gerufen haben „Oh Herr, was wird nur aus den Sündern?“ Um sie zu bekehren und mit Gott zu versöhnen hat er den Orden gegründet. Nichts anderes wollen wir in Bethanien – auch wenn das heute ein bisschen anders aussieht als bei Dominikus im 13. Jahrhundert. Wir sind überzeugt, dass auch heute viele Menschen auf der Suche nach Gott sind. Manche haben dabei das Gefühl, sie stehen sich selbst im Weg, weil sie ihr Leben in irgendeiner Weise verpfuscht haben. Ihnen wollen wir zeigen, dass Gott Wege kennt, die wir alleine nie gefunden hätten.

2 Comments

  1. Daniela Knuth sagt:

    Ich würde das mal sehr entspannt sehen wollen:
    Zum Einen ist die Fürsorge / Pflege in Deutschland ein Bereich, der erst sehr spät akademisiert wurde – und zum Anderen war weder in der Bibel, noch bei Dominikus die Rede von Worten, denen nicht auch Taten folgten.
    Und wenn ich das richtig verstanden habe, war das auch das Anliegen von Pater Lataste und Mutter Dominique: Umzusetzen, was Christus gesagt hat – nicht nur theoretisch.

    Der Samaritaner hat schließlich dem Mann, der unter die Räuber geriet, auch keinen Vortrag über Erste Hilfe und die Gefahren der Reise alleine gehalten, sondern ihn mitgenommen und der Obhut eines Wirtes anvertraut.

    Anscheinend ein sehr aktuelles Thema, sonst wäre das ja nicht immernoch so schwer 😉

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