Gestern ist das Friedenslicht von Bethlehem in unserer Kapelle angekommen. Was diese Aktion bedeutet, habe ich erst verstanden, als mal einer erzählte, dass dieses Licht neben dem Olympischen Feuer die einzige offene Flamme ist, die im Flugzeug transportiert werden darf.
Seit 23 Jahren gibt es diese Aktion schon. Sie wurde vom östereichischen Rundfunk ORF initiiert: jedes Jahr zündet ein Kind in der Geburtsgrotte in Betlehem ein Licht an, das dann von Pfadfindern in der ganzen Welt verteilt wird. Die Botschaft ist klar: Über die Grenzen der Länder und Nationen hinweg wollen wir miteinander verbunden sein, alle Menschen guten Willens können daran teilnehmen, so wie es unsere Weihnachtsüberlieferung sagt, auf dass Frieden werde.
Natürlich ist das nur ein Symbol, viel Aufwand für… ja, wofür eigentlich? Hört wegen dieser Pfadfinder Herr Putin auf, Aleppo zu bombardieren? Hört Herr Erdogan auf, die Kurden zu bekämpfen? Hören die Deutschen auf, Waffen zu produzieren? – Natürlich nicht.
Aber jeder, der im Laufe der nächsten Tage und Wochen in eine Kirche geht, um sich das Licht nach Hause zu holen, trägt die Sehnsucht nach dem Frieden in sich und hält sie wach. Es wurde in Betlehem angezündet, dort, wo der Überlieferung nach vor 2.000 Jahren Jesus von Nazareth geboren wurde, dort, wo heute so viel Unfriede herrscht. Indem wir diese Flamme hüten (und sie erlischt wirklich leicht, wenn man versucht, sie von der Kirche nach Hause zu tragen), erinnern wir uns zeichenhaft daran, wie schwierig es ist, Frieden zu bewahren, wie kostbar er ist. Die ganze Aktion zeigt aber auch, wie viele Menschen – vor allem auch junge Menschen! – an diesem fragilen und teuren Frieden mitarbeiten möchten. Jedes Jahr von neuem.