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Unchristlich!
17. Januar 2017

Am Wochenende haben wir zusammen „Vom Winde verweht“ geschaut. In unser Fernsehzimmer passen so etwa sieben Leute, und zeitweilig war es voll besetzt. Es war so richtig gemütlich: mit Kaffee und den Resten der Weihnachtssüßigkeiten, später Wasser und Nüssen. Der Film ist so lang, dass wir für das Abendgebet unterbrechen mussten.

Der Film selber ist natürlich ein Klassiker, bester Film von 1939! Okay, es ist auch eine Schnulze, aber darin doch wesentlich interessanter als das meiste, was heutzutage so gedreht wird. Was ich aber wirklich spannend finde, das ist die Darstellung des geschichtlichen Hintergrundes: die Südstaaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die gesellschaftlichen Klassen, Zwänge und Regeln, die völlig selbstverständliche Sklavenhaltung, der Krieg…

Diese Welt scheint uns heute so weit weg, dabei ist es gerade mal 150 Jahre her. Auch das Europa dieser Zeit ist uns heute unglaublich fremd. Zwei Weltkriege haben die Völker seither erlebt, und vieles, was davor passiert ist, können wir nur noch mit Mühe verstehen. Immer wieder kommt einem die Frage: „Wie konnten sie nur?“ Wie konnten die Weißen nur die Schwarzen als Sklaven ausbeuten? Wie konnten sich Frauen in diese Gesellschaftssystem mit seinen starren Erwartungen pressen lassen? Wie konnten sich die jungen Männer über den Ausbruch des Krieges freuen? Wie konnten sie nur?

Aber dann kommt mir manchmal auch der Gedanke, wie die späteren Generationen einmal über unsere Zeit denken werden. Wie werden sie in 100 oder 200 Jahren über den gerade überall neu erstarkenden Nationalismus denken? Wird es irgendwann die Vereinigten Staaten von Europa geben, in denen sich die Schulkinder verwundert fragen werden: „Wieso haben die eigentlich so lange gebraucht bis zur Gründung der VSE?“ Und werden wir irgendwann den Hunger in der Welt besiegen, wird die arabische Welt und Afrika Frieden finden? Und werden die Studenten dann im Geschichtsunterricht fragen: „Wie konnten sie all das so lange geschehen lassen?“

3 Comments

  1. Wirklich ein wunderschöner Film. Ich habe ihn ihrgenwann auch einmal gesehen. Ja, er erzählt von einer fremden Zeit, die wir uns heute nicht mehr so recht vorstellen können. 100 – 200 Jahre vor unserer Zeit gab es Sklaven. Ja. Auf die unsinnige Idee, Schwarze zu den Amerikas zu transferieren – auf den mörderischen Sklavenschiffen! – kamen „kreuzbrave“ Christen, um die Bodenschätze der Indios besser ausbeuten zu können, die Indios waren nämlich zu schwach dazu. Starben einfach. Der Film den ich zuletzt sah, den sah ich in einer Kirche: „Sohie Scholl – die letzten Tage.“ In der Evangelischen Kirche. Keine Schnulze. Einige junge Menschenleben wurden 1943 ausgelöscht, weil sie schrieen, wo andere schwiegen. Der Film sollte Schulkindern auch gezeigt werden, damit sie selber bei sich überprüfen lernen, wie mutig sie wären, angesichts dieser unheilvollen Dinge, die die „Weiße Rose“ um sich herum wahrnahm. Es ist leichter, aus der Zukunft die Gegenwart zu beurteilen, als
    in der Gegenwart selbst.

    • Das ist zwar eigentlich ein anderes Thema, aber ich komme durch Sophie Scholl drauf: Ich habe mal den Film „Der Untergang“ gesehen. Der ist umrahmt von Ausschnitten aus einem Interview mit Hitlers Sekretärin, eine der Hauptrollen des Films. Sie erzählt, dass sie geglaubt hat, sich entschuldigen zu können, weil sie ja noch so jung war – bis sie erfuhr, dass sie genau so alt war wie Sophie Scholl. Da wusste sie, dass das keine Ausrede sein konnte. Ja, genau solche Filme müssen wir mit den jungen Leuten gucken. Bilder vermitteln so viel mehr als nur Buchstaben.

      • Möglich, dass ich den Film mit der Hitler-Sekretärin auch gesehen habe. Sowas ist auch immer sehr erschütternd, weil man das mit dem eigenen Leben vergleicht und sich fragt: Wie würde man selbst reagieren? Wäre interessant, zu erfahren, wie das die heutige Jugend siehtß

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