Frag doch mal… nach der Dominikanischen Republik
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Palmsonntags-Casting
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Eben habe ich mich selber ertappt!

Ich war zur Vorabendmesse in der Pfarrkirche, weil ich morgen nicht gehen kann. Am Eingang stand ein großer Korb mit Buchsbaumzweigen, „Palm“, zur Segnung bereit. Ich habe mir mehrere genommen: sie kommen ja nach altem Brauch an jedes Kreuz im Haus, und ich sollte alle Räume der Verwaltung versorgen.

Nun ist es in unserer Kapelle so, dass wir die Zweige mit an den Platz nehmen und der Priester mit dem Weihwasser durch die Reihen geht. Ich saß also erwartungsfroh mit meinem Sträußchen vorne, als ich plötzlich hörte, wie der Kaplan hinten am Korb anfing, den Segen zu sprechen. Jetzt merkte ich: außer mir hatte niemand Palm in den Händen. Hier scheint man sich den erst hinterher zu nehmen. Ups!

Und eine Sekunde lang durchzuckte mich der Gedanke: „Jetzt ist mein Palm ja gar nicht gesegnet!“

Natürlich musste ich sofort über mich lachen, aber ich finde es doch bemerkenswert, wieviel magisches Denken noch fest in uns verankert ist. Nach der Messe sprach ich mit einer Freundin darüber, die fröhlich meinte, das sei eben unser christliches Voodoo!

Das lässt mich nicht so einfach los. Warum machen wir das? Ich finde es schön, wenn wir die grünen Zweige an die Kreuze stecken. Und es ist mir auch wichtig, dass sie gesegnet sind und ich sie nicht einfach selber an der Hecke abschneide. Aber warum?

Ich glaube doch nicht ernsthaft, dass die Berührung mit dem Weihwasser die Zweige verändert, oder dass die Gegenwart des gesegneten Grüns in meinem Zimmer mich besser schlafen lässt. Oder so.

Aber es ist eben auch nicht einfach nur ein gewöhnlicher traditioneller Zimmerschmuck, sowenig wie das Kreuz selber. Die hübschen Zweige schmücken zwar ungemein, und ich finde es auch  wichtig, dass das Kruzifix mir in ästhetischer Hinsicht gefällt – sonst schaue ich ja nicht hin – aber zunächst mal ist es ja ein Bekenntnis. Und so hat der „Palm“ auch eine tiefere Aussage. Er erinnert daran, dass dem „Kreuzige ihn“ vom Karfreitag das „Hosianna“ am Palmsonntag vorausging. Wenn mein Kruzifix dann noch ohne Korpus ist, habe ich in einem Wandschmuck das ganze Leben Jesu abgebildet: Der umjubelte und bestaunte Sohn Davids, der die Rettung verheißt, besiegelt seine Botschaft damit, dass er für sie stirbt und bleibt doch nicht in diesem Tod.

Nein, diesen Palm irgendwo an der Hecke abzuschneiden und ihn ans Kreuz zu stecken, ohne mit anderen zu beten, wäre möglich – aber einfach nicht besonders sinnvoll.

2 Comments

  1. Maggie sagt:

    Früher war es für mich auch wichtig, dass die Zweige gesegnet sind. Ich musste sie sogar in den Händen halten, um auch wirklich einen äußerlichen Bezug zur Evangeliumsgeschichte zu bekommen Inzwischen hat sich meine Einstellung ein bisschen geändert. Auch Grund meines Dienstes im Gemeindegottesdienst war ich gestern im Vorabendgottesdienst, in dem noch keine Palmzweige gesegnet wurden. Deshalb bin ich heute morgen in den Garten, habe ein paar kleine Buchszweige abgeschnitten und diese bewusst an die Kreuze, die in unserer Wohnung hängen, verteilt. Ich glaube, dass mir der innerliche Bezug zum „Hosianna“ an Palmsonntag, der Kreuzigung und der Auferstehung Jesu wichtiger sind als ein Segen über Palmzweige, den ich „nur“ von einem Priester bekommen kann. Ich möchte nicht damit sagen, dass Gebete oder Segen, die mir andere geben, unwichtig sind. Aber wenn ich ein äußerliches Zeichen nicht mit meiner inneren Einstellung verbinde, bleibt es ein äußerliches Zeichen.

    • Liebe Maggie, danke für den Kommentar, ganz meine Meinung. Auch ein Segen ist ja letzten Endes ein äußeres Zeichen für die Nähe und den Schutz Gottes, den wir einander zusprechen und wünschen. Dir einen gesegneten Palmsonntag!

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