Heute habe ich mich aufgeregt. Naja, sagen wir mal lieber – ich war absolut fassungslos.
Ich war mit der Bahn unterwegs und hatte mittags in einem fastfood-Restaurant Halt gemacht. Hin und wieder mag ich das – und dann ist es auch wieder für ein paar Monate gut. Jedenfalls mümmelte ich so genüsslich meine Pommes, als die Frau mir schräg gegenüber aufstand. Ich dachte: „Was hat ’se denn?“ denn sie blickte sich suchend um. Dann entdeckte sie die Angestellte, die gerade die leeren Tabletts abräumte und gab ihr das ihre. Dann war sie weg.
Soweit normal, oder? Was ich nicht normal fand: mit ihrem Tablett hatte sie die halbe Mahlzeit zurückgegeben.
Natürlich gibt es sowas: wenn man mit Kindern unterwegs ist, dann muss man schon mal was zurückgehen lassen, da sind häufig die Augen größer als der Magen. Oder man bekommt in einem Restaurant eine Riesenportion, die man einfach nicht schafft, alles klar. Aber in dieser Art Restaurant kennt man die Portionen ja, und diese junge Frau hatte von ihrem Burger offenbar ohnehin nur die Innereien gewollt und das Brot liegengelassen. Von einem Eisbecher XXL hatte sie kaum genippt, usw…
Wie gesagt: das macht mich fassungslos. Ich konnte nicht mal schnell genug die Kamera rausholen, so perplex war ich. Und als ich anfing, darüber zu schreiben, fand ich einen Artikel des WWF, der ausgerechnet hat, dass jährlich etwa 18 Mio Tonnen Lebensmittel, die für Deutschland produziert werden, im Müll landen, das ist ein Drittel. Bildlich gesprochen ist das so, als würden bis zum 1. Mai, also in den ersten vier Monaten des Jahres, alle Nahrungsmittel für die Tonne produziert, und erst ab jetzt für den Verbrauch, die Ernährung und den Genuss – ist das nicht ein furchtbarer Gedanke?
Es gibt Überlegungen, wie man diese Verschwendung eindämmen könnte, 10 Mio Tonnen Müll könnten gespart werden, heißt es. Und Dänemark macht es vor: das Land hat die Essensabfälle in den letzten fünf Jahren um 25 % vermindert.
Dabei müssen die Industrie und der Verkauf mitmachen, die den Verbrauchern ständig falsche Anreize geben, aber letztlich ist es eine Frage der Einstellung von Dir und mir. Wir werden nicht aus der Verantwortung entlassen und aus der Frage: Wie gehe ich mit dem um, was ich zum Leben brauche, was ich in Fülle habe, und was mir manchmal auch zu viel ist?
4 Comments
Manchmal, wenn ich in der Mensa esse, und ein Tischnachbar was besonders Leckeres auf dem Teller lässt , frage ich einfach, ob ich das essen kann. Die Reaktionen sind … erfreut…
Vielleicht hat derFrau das Fast Food einfach überhaupt nicht geschmeckt?
In größeren Städten gibt es Foodsharing – entweder als öffentliche Verteilaktionen oder als Kühlschränke, in die jede/r etwas hineinlegen bzw. abholen kann; es gibt auch Teams, die Lebensmittel aus Supermärkten abholen.
Monika: das finde ich schon ganz schön mutig! Schön, wenn es klappt!
Barbara: ja, ich vermute, genau so war es, jedenfalls bei dem Eisbecher. Aber genau das finde ich eben bei einer erwachsenen Frau unmöglich. Dann soll sie sich eben einen kleinen bestellen und nicht gerade den XXL-Becher, wenn sie die Sorte noch nicht kennt. Mal ganz davon abgesehen, dass sie wohl zuviel Geld hat…
N.Aunyn: finde ich klasse. Klingt aber komplex. Wir bekommen hier durch das Kinderdorf regelmäßig Lebensmittel geschenkt, die die Supermärkte nicht mehr verkaufen können. Oft sind die tadellos, müssen aber eben sofort verarbeitet werden. Wenn etwas schon über das Verfallsdatum drüber ist, kriegen es nicht die Kinder, sondern die Schwestern. 🙂