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Was mir bei der Debatte um die „Ehe für alle“ definitiv zu kurz kommt, das sind die Kinder. Denn im Grundgesetz heißt es in Artikel 6: „Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutz der staatlichen Ordnung.“ Da frage ich mich, was denn da eigentlich geschützt werden soll.

Es ging 1949 nicht nur um zwei Erwachsene, die ihr Leben miteinander teilen und füreinander Verantwortung übernehmen wollen. Damit untrennbar verbunden war damals die Vorstellung, dass aus einer solchen Verbindung zumindest normalerweise Kinder hervorgehen. Natürlich haben die Mütter und Väter des Grundgesetzes bei der Ehe an einen Mann und eine Frau gedacht. Das ist inzwischen oft betont worden. Aber ebenso selbstverständlich sind sie davon ausgegangen, dass die Leute immer Kinder bekommen, wie Konrad Adenauer es einmal sagte. Ich bin überzeugt: über ein Jahrzehnt vor Erfindung der Pille wollte Artikel 6 des Grundgesetzes vor allem die Familie schützen, also in erster Linie die Mütter und die Kinder.

Ja, ich habe mitbekommen, dass sich die Gesellschaft in den letzten 68 Jahren verändert hat. Und ja, ich bin froh, dass sogar meine Kirche endlich (!) Ehe und Sexualität nicht mehr auf die Reproduktion beschränkt. Will sagen: Eine Ehe wird nicht erst durch Kinder vollgültig. Sie hat ihren Wert in sich. Und natürlich gibt es heute eine Vielzahl von Konstellationen, die vom klassisch-bürgerlichen Familienideal „Vater-Mutter-Kinder“ abweichen. Ich werde mich hüten, sie pauschal zu verteufeln. Nichtsdestotrotz muss man mal sagen, dass viele dieser Familienkonstellationen – seien wir ehrlich – einfach ungeplant passieren und von den Betroffenen selber als schwierig erlebt werden. Oder kennen Sie eine alleinerziehende Mutter, die findet, dass Kinder sowieso grundsätzlich besser vaterlos aufwachsen sollten? Ich nicht.

Also zurück zu der Frage, was das Grundgesetz eigentlich schützen will. Hin und wieder hört man das Stichwort „Keimzelle der Gesellschaft“. Das gefällt mir. Die Ehe, aus der bis zum Pillenknick in den 60er Jahren im Normalfall früher oder später neues Leben hervorging, war die kleinste Einheit, die die Gesellschaft ständig erneuern und gleichzeitig stabilisieren sollte. Deshalb war sie schützenswert.

Und wenn die Ehe heute nicht mehr diese Keimzelle ist, ist sie dann immer noch schützenswert?

Neues Leben ist schützenswert. Ich finde, jede/r in unserer Gesellschaft, die/der sich traut, Kinder in die Welt zu setzen und ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Liebe gibt, sollte dabei unterstützt werden, auch vom Staat.

1 Comment

  1. Also ich wurde als alleinerziehende Mutter von meinem Staat unterstützt, auch von meinen Eltern udn vom Kindesvater auch. Heute hält mir mein Kind vor, dass ich keinen Mann und es somit auch keinen Vater hatte. Auf meinen Einwurf, dass JEDE/R einen Vater hat… dann hieß es: „Aber mein Vater hat nix für mich getan.“ Nun, das stimmt ja nicht ganz, das Leben zu kriegen und ein bisschen finanzielle Unterstützung ist doch schon eien ganze Menge!!! Fazit: als Mutter macht man sowieso alles falsch, so what! Und dass die gleichgeschlechtlichen Paare auch ein Recht auf Familiengründung haben, finde ich zeitgemäß. Wer kann denn bestimmen, was eine Familie ist und was nicht? Wenn jemand jemanden heiraten will, dann soll er oder sie das dürfen, unabhängig vom Kinderkriegen-Können. Die katholische Kirche übrigens mischt sich meiner Meinung nach über Gebühr in Privates ein, bei Männer und bei Frauen. Vielleicht ein Grund, warum ihr immer mehr den Rücken zukehren. Im übrigen finde ich – je älter ich werde, umso mehr!!! – auch, dass „altes Leben“ schützenswert ist. 😉

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