Heute Morgen war ich in einer anderen Kirche zu Besuch und hörte dort eine überaus erstaunliche Begrüßung. Der Gedankengang des mir unbekannten Pfarrers begann ungefähr so:
Ich saß in meiner Kirchenbank und dachte: „Was für ein Blödsinn!“ (Also, eigentlich habe ich was anderes gedacht, das ich hier aber nicht zitieren möchte. Es möge einfach jede/r das Synonym für „Blödsinn“ einsetzen, dass ihm/ihr stark genug erscheint.)
Ich bin überzeugt, dass es auch dieser Art von Theologie zu verdanken ist, dass viele Menschen jeglichen Bezug zum christlichen Glauben verloren haben. Schule haben wir in unseren Breiten satt und genug – wer braucht das auch noch in der Ewigkeit?!
Aber natürlich richtet sich Theologie nicht nach der Außenwirkung und der Mehrheitsmeinung, sondern nach der Wahrheit. Deshalb ist es wohl entscheidender festzuhalten, dass Gott als Schulmeister theologisch einfach überholt ist. Natürlich begegnet uns in der Bibel Jesus als Lehrer. Er belehrt, ermahnt und lobt – und manchmal seufzt er „Habt ihr denn noch immer nicht verstanden?“. Aber er verteilt keine Noten. „Setzen. Sechs.“ Nicht mit Jesus.
Natürlich strotzt die Bibel von Gesetzen und Geboten, und auch Jesus spricht von denen, die am Jüngsten Tag durch die Prüfung fallen. Aber wenn man genauer hinsieht, so fasst Jesus das ganze Gesetz zu zwei Punkten zusammen: Liebe Gott mit ganzer Kraft und liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Bei ihm geht es letztlich immer um die Liebe, die Gott sich von uns wünscht. Gott macht den Menschen ein Beziehungsangebot nach dem anderen, schon das alte Testament ist voll davon. Aber Liebe und Beziehung kann man nicht messen und benoten.
Solange wir Gottes Gebote nur deshalb halten, weil wir Angst vor Strafe haben oder uns eine gute Note erhoffen, und nicht aus Liebe zu Gott und den Menschen, haben wir das Wesen des christlichen Glaubens nicht erfasst. Paulus erklärt es im Brief an die Römer (13,10) so: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Also ist die Liebe die Erfüllung des Gesetzes.“
Einen gesegneten Sommer!