Sister wird versetzt
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Stufen
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Das ist kein Zufall, das ist ein Hinweis: innerhalb einer Woche haben mir drei Leute unabhängig voneinander erzählt, dass sie wegen einer Depression in Behandlung waren. Wohlgemerkt: diese drei waren nicht die ersten! Wieviele Betroffene ich inzwischen insgesamt kenne, kann ich auf Anhieb gar nicht mehr sagen.

Jede/r Einzelne von ihnen geht mir dabei sehr nah, denn ich war selber schon einmal wegen einer „mittelgradigen depressiven Episode“ in einer psychiatrischen Klinik in Behandlung.

An dieser Stelle kann ich mir ein Zitat nicht verkneifen: In der wirklich genialen Serie „Per Anhalter durch die Galaxis“  sagt der manisch-depressive Roboter Marvin immer mal wieder „Das macht mir bestimmt keinen Spaß“. Genau das könnte man auch im Allgemeinen über Depressionen sagen: sie machen einfach keinen Spaß! (Der Klinikaufenthalt hatte allerdings schon seinen Reiz. Einmal haben wir Patienten beim Frühstück soviel miteinander gelacht, dass ein Neuzugang irritiert fragte: „Ihr seid aber auch alle wegen Depressionen hier, oder?“ Aber das nur in Klammern…)

Wie ihr seht: es entspricht einfach meiner Natur, alles mit einer gehörigen Portion Humor zu betrachten, da höre ich beim Traurigsein nicht mit dem Lachen auf. Das unterstützt auch die Heilung enorm, im Ernst! Deshalb war mir vor allem ein Buch eine große Hilfe: „Mein schwarzer Hund“ von Matthew Johnstone. Daraus ist dieses Bild, in das ich mich gemogelt habe. Es erzählt mit wenigen klaren Worten und wundervollen, sehr lustigen Bildern, was eine Depression ist, wie sie sich auswirkt – und was man dagegen tun kann. Johnstone nennt seine Depression dabei seinen schwarzen Hund: eines Tages ist er einfach da und bleibt ab diesem Moment treu an seiner Seite. Die abgebildete Darstellung zeigt den Moment, als Johnstone erkennt, dass es viele verschiedene Rassen und Sorten von schwarzen Hunden gibt. Auch für mich war das ein wichtiger Augenblick: ich bin nicht allein. Und: andere sind ja noch viel schlimmer dran. Und: bei anderen kann die gleiche Krankheit ganz anders aussehen.

Ich habe damals versucht, mit den Menschen in meinem Umfeld offen zu reden. Auch das  lernt man relativ rasch: eine Depression verstecken zu wollen, kostet eine Menge Kraft! Außerdem hatte ich von Anfang an verständnisvolle und kluge Begleiter, sonst hätte ich es wohl auch nicht so gut geschafft. Ich kann heute sagen, dass mein schwarzer Hund an der Leine liegt. Trotzdem wollte ich eigentlich nicht damit an die Öffentlichkeit, denn es zeigt sich immer wieder, dass die Vorbehalte gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen enorm sind. Viele sind auch einfach nur unsicher, weil sie nicht genau Bescheid wissen. Aber inzwischen kenne ich so viele Betroffene, die alle mehr oder weniger verschämt mit ihren Geschichten rausrücken, dass es genug ist. Deshalb erweitere ich jetzt meinen Radius um zu sagen: Habt keine Angst zu reden oder zu fragen! Von jedem Gipsbein werden auf Facebook Bilder gepostet, jede Magenverstimmung wird ausführlich dokumentiert. Und wenn die Psyche krank ist, sollen wir schweigen? Nein, niemand muss sich wegen einer Depression schämen!

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