In den letzten drei Tagen habe ich Dinge geschrieben, die bestimmt viele geärgert haben.
Deshalb möchte ich noch eines hinzufügen: Mir ist sehr bewusst, dass die dargestellte Sicht gewissermaßen den idealen Pfarrer voraussetzt.
Die geistdurchwehte Gemeinschaft der Gläubigen, in der jede und jeder die eigenen Charismen einbringt und in der deshalb auch niemand auf etwas neidisch sein muss, was ein anderer tut – weil alles gleich viel Wert ist – die ist ein Ideal. Die braucht Vorsteher, die sich zurücknehmen können, die leiten und führen ohne auf Macht aus zu sein.
Ich hatte in den letzten Jahren sehr viel Glück. Schon lange hatte ich nicht mehr den Eindruck, gegen einen Priester kämpfen zu müssen, weil er seine Macht missbrauchte. Ich habe echte Hirten erlebt, die sich redlich bemühen, nicht nur alle mitzunehmen, sondern die auch bereit waren, im Gespräch gemeinsam die Richtung zu suchen, in die es gehen sollte und so Leitung partizipativ zu gestalten. Ich erfahre in unserer Kirche echte Geschwisterlichkeit.
Ich habe also leicht reden.
Zu viele Menschen erleben jedoch ihre Priester, ihre Pfarrer, ihre Gemeinden anders. Das weiß ich, und trotzdem bin ich zutiefst überzeugt, dass die Lösung dieses Problems nicht die Frauenordination ist. Denn das Problem besteht nicht darin, dass Frauen keine Priester werden dürfen, sondern darin, dass wir das Priesteramt völlig unnötigerweise mit mehr Macht verknüpfen, als ihm gut tut. Aber daran kann man ja arbeiten.