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„Das war Schwester Barbara von den Dominikanerinnen…“ – Hey! Ich war doch noch gar nicht fertig!

Heute morgen hatte ich meine Premiere mit einer Live-Schalte im Domradio. Die ganze Woche soll ich da was zum Tagesevangelium erzählen. Heute hatte ich den Bogen noch nicht so richtig raus. Ein paar Sätze hätte ich schon noch gern gesagt, aber da war die Zeit um, und es musste noch ein Lied gespielt werden, mit dem ich nicht gerechnet hatte.

Vielleicht war es besser so. Ich meine, in diese letzten Sätze wollte ich die Übertragung der Geschichte in unsere heutige Zeit legen. Jesus erzählt nämlich den Hohenpriestern ein bitterböses Gleichnis (Evangelium nach Markus 12, 1-12): Ein Mann legt einen Weinberg an, verpachtet ihn, reist weg. Nach einer Zeit schickt er seine Knechte, um die Pacht einzutreiben, aber die Winzer verprügeln seine Knechte, einen nach dem anderen, oder bringen sie sogar um. Schließlich schickt der Besitzer seinen Sohn – aber da schlagen die Winzer erst recht zu, denn sie wollen das Erbe haben. usw.

Ein unglaubliches Gleichnis! Die Schriftgelehrten verstehen, dass sie gemeint sind, dass Jesus ihnen vorwirft, den Weinberg Gottes, also das Volk Israel, schlecht zu leiten. Und wir? Wenn wir mal davon ausgehen, dass der Text auch uns heute meint? Was ist das für ein Vorwurf gegen einen frommen Menschen: Du glaubst zwar, dass Du im Weinberg Gottes fleißig arbeitest, aber in Wirklichkeit arbeitest du nur für dich selbst. Wenn Gott zu dir kommt und etwas von dir will, wenn er die Früchte deiner Arbeit haben will, dann schickst du ihn weg. Du bringst ihn sogar um, damit du in deinem Weinberg ungestört sein kannst!

Wollen wir uns das in der Kirche sagen lassen? Vielleicht nicht als Vorwurf. Aber vielleicht sollte doch die Frage erlaubt sein: Seid ihr sicher, dass ihr wirklich  jederzeit offen seid für den Anruf Gottes? Oder wärd ihr lieber unter euch, weil ihr es euch mit euren Riten und Regeln ganz gut eingerichtet habt?

Mmh… Vielleicht war es wirklich besser, dass ich das alles nicht mehr sagen konnte.

2 Comments

  1. Herr S. sagt:

    Ich finde Ihre reflektierenden Gedanken zu dem Gleichnis des Herrn sehr gut und wichtig.
    Bedauerlich, dass sie nicht im domradio gesendet werden konnten.

  2. Danke sehr. Inzwischen habe ich den Dreh raus und bleibe in der Zeit – damit die ganze Botschaft rüberkommt.

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