Der Herr ist auferstanden! Er war tot, aber Gottes Liebe war stärker als der Hass und die Gewalt der Menschen.
Er ist den Frauen erschienen, die seinen toten Körper salben wollten. Ihre Liebe hat sie dazu gedrängt, das Grab aufzusuchen, völlig irrational, manche würden sagen: unsinnig. Und doch haben sie auf diese Weise den gefunden, den niemand gesucht und mit dem niemand gerechnet hat: den Lebendigen, den Auferstandenen.
Er hat sie zu den Brüdern geschickt. Sie sollen ihnen erzählen, dass er lebt, aber die glauben es nicht. Sie rennen zum Grab, finden nichts. Analysieren die Spuren dieses Nichts genau („Das Leintuch lag nicht bei den anderen Tüchern, sondern zusammengefaltet an einer gesonderten Stelle“). Aber die wissenschaftliche Genauigkeit führt sie nicht über das Grab hinaus.
Die Emmausjünger diskutieren mit einem Fremden die Schrift. Der theologische Disput führt zu nichts, den Auferstandenen erkennen sie erst, als er mit ihnen das Brot bricht.
So sind wir Menschen wohl: wir hätten so gerne Beweise, sicher, verlässlich! Thomas sagt: ich glaube es erst, wenn ich ihn anfassen kann. Ist das nicht der Prototyp des modernen Menschen?
Alle Ostererzählungen zeigen uns auf unterschiedliche Weise, dass wir dieses Geheimnis nicht beweisen können, weder mit den Natur- noch mit den Geisteswissenschaften. Wir können den Auferstandenen im wahrsten Sinne des Wortes nicht fassen.
Brauchen wir aber auch nicht. Die Frauen machen es uns vor: Es geht um die Beziehung. Wenn wir uns darauf einlassen, wenn wir uns entscheiden, seiner Liebe zu vertrauen und sie mit unserer Liebe zu beantworten, dann können wir das neue Leben erfahren. Er kommt dabei auf uns zu – und nirgendwo steht, dass Thomas den Finger tatsächlich in die Wunde gelegt hat. Ich vermute stark, dass er das im Moment der Begegnung mit Jesus nicht mehr nötig hatte.