Sesshaft werden
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Köln, Bahnhof Deutz. Gemächlich steige ich aus der S-Bahn aus, krame in meinem Rucksack, kaue an einem Apfel. Ich hatte zu spät meine Siebensachen zusammengesucht, jetzt sträubt sich als letztes noch die Butterbrotdose dagegen, wieder verstaut zu werden.

Links und rechts von mir strömen Menschen dem Ausgang zu. Da sehe ich plötzlich aus dem Augenwinkel, wie von der Treppe am Ende des Bahnsteigs eine Gestalt hektisch auf die noch geöffnete Zugtür zurennt. Ich schaue auf: das wird sie nicht schaffen!

Immer wieder habe ich solche Szenen von weitem beobachtet und jedes Mal gedacht: warum hält denn nicht jemand in der Bahn die Tür ein paar Sekunden auf? Kostet doch nix. Jetzt bin ich nah dran – aber beide Hände sind voll. Die Türen schließen sich.

Ich denke nicht nach. Bepackt wie ich bin, mache ich zwei Schritte auf die Tür zu. Ich muss ja nur irgendwie diesen Knopf drücken, vielleicht mit dem Ellenbogen? Da streckt sich von innen ein Fuß in den Türspalt! Ich tue das Gleiche: schiebe (immer noch an meinem Apfel kauend) gemächlich meinen Fuß zwischen die Türen – und sie gehen wieder auf. In dem Moment hechtet die junge Frau an mir vorbei in den Zug.

Ich höre ein atemloses „Sie haben mir den Tag gerettet!“, die Türen schließen sich, der Zug fährt an. Ich habe endlich meinen Rucksack zu und gehe zum Ausgang mit dem Gedanken, wie einfach es doch sein kann, die Welt ein bisschen heller zu machen.

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