Schulgottesdienst in harten Zeiten
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Im Gebet verbunden
17. März 2020

Ehrlich gesagt: allmählich nervt mich das Corona-Virus. Inzwischen ist es sozusagen allgegenwärtig, und sogar, wenn ich mit ganz anderen Dingen beschäftigt bin, drängt es sich plötzlich in meine Gedanken. Zum Beispiel das Evangelium dieses Sonntags: Da begegnet Jesus der Frau am Jakobsbrunnen und bittet sie um etwas Wasser. Und dann entsteht ein langer Dialog von wunderbarer theologischer Tiefe – alles aus der einfachen Bitte: „Gib mir zu trinken.“ Und ich? Ich denke: „Ist das unhygienisch! Er hat doch kein eigenes Schöpfgefäß!“

Absurd? Ja, irgendwie schon. Jesus bietet uns tiefe Wahrheiten, das Wasser des ewigen Lebens, und wir Menschen bleiben an der Oberfläche, gefangen in unserer kleinen Sorge um das Wasser, das den täglichen Durst stillt – und um die Hygiene! Aber so ist es nun mal, wir brauchen materielle Sicherheit: Essen, Trinken, ein sauberes und geschütztes Heim. Vorher interessiert uns die Theologie eben nicht. Und im Extremfall sagen wir sogar Gottesdienste ab – Sicherheit geht vor. Für das Gebet finden wir dann schon kreative Lösungen.

Dabei sind wir mit unseren Atemschutzmasken, Desinfektionsmitteln und technischen Lösungen sogar schon auf einem ziemlich hohen Level. Ein anderes Thema dieser Tage sind ja (leider wieder) Menschen, die im kalten Matsch campieren, hinter sich Krieg und Armut, vor sich neue Zäune und Soldaten. Auch sie suchen zunächst mal vor allem materielle Sicherheit: Essen, Trinken, ein sauberes und geschütztes Heim. Alles andere ist zweitrangig.

Dabei verspricht Jesus uns allen die Fülle des Lebens. Ich meine, es darf uns keine Ruhe lassen, dass Menschen weit von dieser Fülle entfernt um ihr bloßes Überleben kämpfen müssen. Gerade jetzt, wo wir nach Möglichkeit „Sozialkontakte“ meiden sollen, fallen mir diese Menschen wieder ein. Sie hätten gerne die Möglichkeit, die hygienischen Standards einzuhalten, an die wir uns gegenseitig ständig erinnern. Und wenn ich anfangen will, über die ausfallenden Gottesdienste zu jammern (was schon mal vorkommen kann), dann fällt mir manchmal ein, dass da diese Menschen sind, die wochen- oder sogar monatelang kein Gotteshaus besuchen können – mit und ohne Corona.

Jesus will uns Wasser geben, das in uns zur sprudelnden Quelle wird, Wasser, das ewiges Leben schenkt. Doch er verliert sich nicht in theologischen Gedankengängen, sondern er sieht auch die konkrete Not der Frau, mit der er spricht.

„Herr, gib uns dieses Wasser!“

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