Systemrelevant
7. April 2020
Das Gute im Schlechten – Teil zwei
23. April 2020

Nun kommt allmählich Hoffnung auf, es könnte vielleicht doch ein Leben nach der Krise geben. Aber sofort mahnen alle: nicht so schnell, Vorsicht, sonst geht es schief. Also gut: ich habe verstanden, wir sind immer noch mittendrin in der Krise.

Also versuche ich, das Beste aus der Situation zu machen. Und ich habe festgestellt, dass diese Krise tatsächlich – darf man das sagen? – auch etwas Gutes hat. Ich schreibe das nicht aus Zynismus oder Ignoranz. Ich weiß natürlich, das viele Menschen gerade in existentiellen Nöten sind. Aber von den anderen, für die diese Zeit anstrengend und schwierig aber nicht direkt bedrohlich ist, von denen höre ich immer wieder auch positive Bemerkungen. Und so habe ich angefangen, das Gute im Schlechten zu suchen. Ich will hier davon berichten, weil ich glaube, dass wir gute Nachrichten momentan mehr als sonst brauchen und weil es uns hilft und stärkt, das Gute wahrzunehmen und uns gegenseitig darauf aufmerksam zu machen. Und nicht zuletzt ist meine Frage immer: wieviel von diesem Guten werden wir in die Zeit nach der Krise rüberretten können?

Das Erste, was mir aufgefallen ist, waren die vielen Menschen, die plötzlich im Wald sind. Sonst war ich dort oft so gut wie allein. Seit alles geschlossen ist, haben nicht nur einzelne Jogger, sondern vor allem auch junge Familien unseren Wildpark entdeckt. Praktisch direkt hinter unserem Kinderdorf beginnt er, und dort gibt es ein Gelände, wo sich eine Art natürliche Cross-Bahn gebildet hat. Früher gab es nur einige Jugendliche, die gelegentlich mit ihren Rädern dort fuhren. Neuerdings wimmelt es dort von Kindern, auch kleinere. Die Eltern stehen oben oder sitzen unten am Bachufer.

Überhaupt der Flehbach: so viele Kinder, die jetzt bei dem warmen Wetter darin rumplantschen, mit Hilfe ihrer Eltern über Baumstämme balancieren oder Staudämme bauen! Viele haben ihn wohl vorher noch nie bewusst wahrgenommen, jetzt haben sie ihn entdeckt und genießen ihn. Die Eltern sitzen am Ufer in der Sonne, manchmal sogar mit Picknickdecke. Es ist ja Platz genug.

Ich finde das wunderbar, und ich frage mich: werden diese Kinder nach der Krise wohl weiter in den Wald kommen, wenigstens hin und wieder?

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