Wie kam es eigentlich zu der Gründung der Dominikanerinnen von Bethanien und was hat Pater Lataste damit zu tun? Diese Frage habe ich mir auch immer gestellt. Jetzt kenne ich die Geschichte und teile sie anlässlich seines Geburtstages:
Pater Lataste wurde als junger Priester in das Frauenzuchthaus nach Cadillac geschickt. Er hatte damals nur wenig Lust dazu, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass Frauen in einem Gefängnis überhaupt einen Glauben haben konnten. Doch bereits nach den ersten Predigten änderte sich seine Meinung über diese Frauen.
Er war erschüttert von ihren Schicksalen. Viele von ihnen waren als Hausmädchen von ihren Hausherren vergewaltigt und daraufhin schwanger geworden. Ledige Mütter galten im 19. Jahrhundert als Schande. Der Hausherr warf sie aus dem Haus und niemand gab ihnen jetzt noch Arbeit. Folglich brachten viele ihre Kinder irgendwo versteckt zu Welt und töteten sie anschließend. Wenn das bekannt wurde, landeten sie wegen Kindsmord im Gefängnis. Auch nach dem Gefängnisaufenthalt gab es für diese Frauen kaum Perspektiven. Von ihren Familien waren sie verstoßen worden, ihre bürgerlichen Rechte hatten sie verloren: Sie durften nicht heiraten, nicht arbeiten. Wie also sollten sie leben?
Eine der Gefängnisinsassinnen namens Angelique J. kam damals zu Pater Lataste und war ohne jede Hoffnung. Sie erzählte Pater Lataste, dass sie ihn draußen nicht wiedersehen würde, weil sie dann tot sei. Das wäre schließlich ihre beste Perspektive gewesen. Sie sagte, dass schon viele Frauen, die im Brunnen Wasser holen sollten, niemals davon zurückgekommen waren. Man spräche nicht über diese Frauen im Gefängnis, aber es gab sie. So würde es auch bei ihr sein. Pater Lataste nimmt sich diese Aussage der Frau sehr zu Herzen und bittet sie mehrmals darum, es nicht zu tun. „Ich verspreche, Ihnen zu helfen“, sagte er damals. Angelique J. antwortete ihm immer noch voller Hoffnungslosigkeit, dass sie ihn daran erinnern würde. In den Chroniken von Bethanien liest man später, dass Angelique J. die erste strafentlassene Frau war, die Pater Lataste im Kloster der Dominikanerinnen von Bethanien eingekleidet hatte. Von da an trug sie den Namen Schwester Noel.
„Selbst wenn das die einzige Frau gewesen wäre, die er eingekleidet hätte, dann hätte Bethanien sich schon gelohnt“, hieß es bei der Seligsprechung von Pater Lataste.
Seit seiner Seligsprechung im Jahr 2012 kann man in der Taufkirche von Pater Lataste auch eine neue Figur von ihm direkt neben dem Altar finden. In seinen Händen hält er ein Haus, auf dem Bethanien steht: Das führt uns noch einmal deutlich den Start unserer Dominikanerinnen von Bethanien vor Augen.