Nun ist die Osterzeit schon wieder vorbei, und die Osterkerze ist zur Seite gerückt. Die ganzen Wochen hatte ich sie dicht vor Augen und immer wieder habe ich mich darüber gefreut. In diesem Jahr zeigt unsere Osterkerze nämlich zwei Motive in einem: auf den ersten Blick sieht man einen Weinstock mit kräftigen blauen Trauben. Sofort fällt mir die Bibelstelle ein, wo Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Wir sollen mit ihm verbunden bleiben, dann werden wir reiche Frucht bringen. Ein schönes und wichtiges Bild.
Und by the way: so kräftige Frucht wie dieser Weinstock würde ich auch gerne hervorbringen. Die Jugendlichen haben die Kerze in der Ölbergnacht gestaltet, und die Trauben sind wirklich eindrucksvoll geworden.
Auf den zweiten Blick fällt mir dann auf, dass dieser Weinstock an einer Art Rankhilfe hochwächst. Und was ihm da Halt gibt, ist nichts anderes als das Kreuz, das auf jeder Osterkerze abgebildet ist.
Ich weiß nicht, ob das beabsichtigt war, aber ich finde in dieser Darstellung eine tiefe Aussage. Auch wenn wir es oft nicht wahrhaben wollen, so ist das Reden und Handeln Jesu doch erst durch sein Kreuz und seine Auferstehung so richtig fruchtbar geworden. Anfangs war er scheinbar nur einer von vielen wundertätigen Wanderpredigern der damaligen Zeit. Es ist müßig zu spekulieren, was aus seinen Jüngern und seiner Botschaft geworden wäre, wenn er irgendwann eines natürlichen Todes gestorben wäre.
Tatsache ist, dass sein gewaltsamer Tod und sein Leiden die Welt erschüttert und verändert haben. Dass Gott in die dunkelste Tiefe gegangen ist für uns, hat viele Menschen getröstet und gestärkt. Aus dieser furchtbaren Ungerechtigkeit ist im Lauf der Jahrhunderte viel Gutes geworden, das Kreuz hat in der Tat reiche Frucht getragen.