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Sankt Martin

Heute habe ich ein bisschen Sankt Martin gefeiert – mitten im Sommer und ganz ohne Laternen. Wieso? Also: ich bin gerade an der Nordsee in einer Reha-Klinik. Am Wochenende haben wir keine Trainings oder Vorträge, deshalb habe ich den Tag für eine Wanderung genutzt.

Es war ein schöner Tag, wunderbar sonnig. Eigentlich etwas zu sonnig zum Wandern. Aber egal. Ich hatte mich so angezogen, dass die Haut gut geschützt war und alle anderen Stellen (Unterarme und Gesicht) gründlich eingecremt. Nur eine gescheite Kopfbedeckung hatte ich nicht. Blöd, aber es würde schon gehen, dachte ich. Ich habe ein Halstuch mitgenommen, das ich um den Kopf binden konnte, im Notfall.

Natürlich kam das „Kopftuch“ dann tatsächlich zum Einsatz, denn es wurde irgendwann mörderisch heiß. Ich musste einen größeren Umweg am Meer entlang gehen, so dass ich nicht nur länger brauchte als geplant, sondern auch noch eine ganze Zeit lang die Reflexion durch das Wasser dazukam. Das Tuch hat gut geholfen – aber natürlich nur gegen die Sonne auf dem Kopf, nicht im Gesicht. Als ich schließlich in einem Lokal Pause im Schatten machen konnte, hatte ich schon einen ziemlich roten Kopf.

Während ich noch da saß und die Kühle genoß, setzten sich zwei Frauen zu mir. Wir kamen ins Gespräch, und ich erzählte, dass ich mich über mich selber ärgere, weil ich zu blöd war, mir ein Käppi mitzunehmen. Sie hatten natürlich welche auf. Dann bin ich weitergegangen. Den kürzesten Weg zurück, aber es war doch noch ein ganzes Stück und meist durch die pralle Sonne. Das würde anstrengend werden – selbst schuld.

Plötzlich kamen zwei Fahrräder von hinten an: die beiden Frauen aus dem Lokal. Sie hielten an und fragten, ob sie mir helfen könnten, denn ich sah gerade etwas ratlos nach den Wegweisern einer unklaren Abzweigung. Dann fuhren sie weiter und ich ging wieder allein meines sonnigen Weges.

Plötzlich kommt mir ein Fahrrad entgegen: eine der beiden Frauen. Sie strahlt mich an: „Ich möchte Ihnen meine Kappe schenken. Bitte nehmen Sie sie! Sie sind nämlich schon ziemlich rot im Gesicht, und wir sind in 10 Minuten zu Hause.“ Ich habe sie dann tatsächlich gerne genommen und mich mit Hilfe dieser Kappe und meines Tuchs eingehüllt wie Lawrence von Arabien. Jedenfalls habe ich mich so gefühlt. Es sah sicher ziemlich bescheuert aus, aber auf diese Weise habe ich tatsächlich keinen Sonnenbrand bekommen. Die freundliche Frau hieß Nicola, aber für mich hätte sie Martina heißen müssen. Denn hat sie nicht genau wie Sankt Martin einem Bedürftigen mit einem Kleidungsstück geholfen? Und ist weitergezogen, ohne dass ich mich noch einmal besonders bedanken könnte, einfach so. Es gibt schon tolle Menschen.

 

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