Heute war ich in einem besonderen Film: Konklave. Wer sich ernsthaft für die katholische Kirche interessiert, dem empfehle ich diesen Film ausdrücklich – beeilt euch, ab morgen läuft er in manchen großen Kinos schon nur noch einmal täglich. Die Programmkinos dagegen zeigen ihn meist häufiger. Das ist kein Wunder: der Film ist langsam und ruhig, detailverliebt und sorgfältig, die Gesichter oft in Großaufnahme.
Dennoch ist er unglaublich spannend und hat Wucht. Es gibt nur wenige Knalleffekte, die eigentliche Spannung liegt darin, dass der Film wohl recht realistisch die Seele unserer Kirchenführung abbildet: ein ewiger Tanz zwischen Macht und Demut, Politik und Glauben. Es gibt zwar (im Film) die Guten und die Bösen, aber sie haben wie im richtigen Leben eben sowohl Gutes als auch Böses. Okay, einige der Bösen sind schon sehr böse, aber nur aus dramaturgischen Gründen. Insgesamt plädiert der Film dafür, die Dinge nicht zu eindeutig zu sehen.
„Ich dachte, wir dienen Gott und nicht der Kurie“ meint die Hauptfigur Kardinal Lawrence, der das Konklave leitet. – „Sei doch nicht so naiv!“ antwortet da plötzlich einer der „guten“ Kardinäle heftig. Und in einer anderen Szene verliert einer der „bösen“, von eigener Schuld völlig überwältig, die Fassung und muss getröstet werden. Es ist halt alles nicht so einfach, und die Skala vom machtgierigen Politiker bis zum demütigen Gottesmann scheint stufenlos zu sein.
Zusätzlich gibt es natürlich noch die Pole konservativ – liberal. (Ich würde den zweiten Pol ja „progressiv“ nennen, aber sei’s drum…) Dazwischen scheint es nicht so viele Abstufungen zu geben. Der Film bezieht hier klar Stellung, dennoch ist die Aussage wieder: es ist doch alles nicht so eindeutig. „Gewissheit ist der Feind der Toleranz“ predigt Lawrence dem Kardinalskollegium zu Beginn und muss sich das schließlich auch selber sagen lassen. Diesen Satz möchte man heute so manchem auf den Spiegel schreiben, nicht nur in der Kirche.