Harry
Harry, Jesus und der Friede
24. Dezember 2024

Gestern Nacht habe ich ein kleines Video von unserem Feuerwerk im Kinderdorf gemacht. Minimal bearbeitet (war schon spät) und rapp-zapp auf Instagram gepostet als Neujahrsgruß. Gerade mal eine Minute später antwortete jemand, wir sollten diesen gefährlichen Unsinn lassen, unter dem Tiere und Menschen „der Kriegsgeneration“ leiden und den Kindern lieber Rücksichtnahme beibringen.

Nun ist die Diskussion um das Feuerwerk ja bekannt und muss hier nicht wiederholt werden. Was ich aber doch bemerkenswert finde, ist die Verknüpfung mit der Rücksichtnahme. Da fühle ich mich als Pädagogin angesprochen.

Natürlich ist es richtig, dass Menschen und Tiere unter diesem Krach leiden. Unsere älteren Mitschwestern, die den II. Weltkrieg noch erlebt haben, sind da zum Glück recht entspannt, genießen die bunte Knallerei zum Teil sogar. Aber wir hatten im Laufe der Jahre schon Menschen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und der Ukraine für längere oder kürzere Zeit bei uns zu Gast. Für sie war das manchmal nicht so einfach, vor allem die einzelnen Knaller schon Tage vor Silvester haben sie erschreckt, weil sie sie anfangs nicht einordnen konnten. Auch einige der Kinder haben Angst oder fühlen sich zumindest nicht so wohl.

Trotzdem gibt es in unserem Kinderdorf ein (kleines) Feuerwerk. Das wird vorher abgestimmt, die Mehrheit entscheidet. Die Pädagogin sagt: Erziehung zur Demokratie! Dann wird gemeinsam überlegt, in welcher Form das Feuerwerk stattfinden wird, anschließend werden alle informiert, so dass sie genau wissen, wo es laut wird. Dann kann man überlegen, wie man damit umgeht: bleibt ein Kind lieber im Haus? Andere kommen mit raus um zu schauen, halten aber respektvollen Abstand. Und da sind wir doch – bitte schön – schon mittendrin in der Rücksichtnahme.

Was die Pädagogin noch ergänzen möchte: es gibt an Silvester noch viel mehr zu lernen! Zum Beispiel bin ich sicher, dass viele unserer Kinder sich so bald wie möglich dieses Pyro-Zeugs selber kaufen werden. Deshalb müssen sie bis dahin lernen, wie gefährlich es ist und wie man es sicher abbrennt! Das könnten sie nicht, wenn es bei uns tabu wäre. So aber ist im kollektiven Kinderdorfgedächtnis verankert, wie einmal eine Rakete umfiel und waagerecht durch die versammelte Menge schoß. Dabei ist eine alte Schwester von ihrem Rollator gefallen, auf dem sie saß, um sich das anzusehen. Klingt lustig? War es erst im Nachhinein, als klar wurde, dass sie sich nichts gebrochen hat.

Jetzt wird das Feuerwerk in viel größerer Entfernung abgebrannt, ein paar Große dürfen dem zuständigen Kinderdorfvater dabei helfen. Wer nur zuschaut, kann Wunderkerzen abbrennen. Anschließend sammeln wir die sofort wieder in der leeren Packung ein, denn wer soll den Dreck wegmachen, wenn er erstmal auf der Erde liegt? Die Pädagogin sagt: Erziehung zur Verantwortung und Rücksichtnahme muss einen nicht um den Spaß bringen!

Ein frohes und gesegnetes neues Jahr!

 

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