Obwohl heute mit “Weiberfastnacht” der Karneval richtig startet, wird bei uns zumindest morgens erst einmal etwas anderes gefeiert: der Gedenktag unserer Gründerin, Mère Henri Dominique, oder eingedeutscht Mutter Henrika Dominika. Ich könnte jetzt darüber schreiben, dass sie auch Humor hatte oder wie in Bethanien gefeiert wurde. Spannend wäre (an “Altweiber”) auch ihre Rolle als ältere Frau, die gemeinsam mit einem viel jüngeren Priester Bethanien aufbaut. Pater Lataste hatte nämlich die Idee, ist aber drei Jahre danach schon gestorben. Daraufhin hat sie 40 Jahre lang allein Bethanien geleitet und geformt. (Trotzdem ist natürlich er selig gesprochen worden, nicht sie, aber das nur in Klammern.)
Aber das ist alles nicht mein Thema. Mich hat an unserer Gründerin vor allem immer fasziniert, wie sie nach Bethanien gekommen ist. Sie hatte von diesem neuen Haus von Bethanien gehört und war begeistert. Sie hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und ist zu diesem Pater mit seiner neuen Idee gefahren. Dort angekommen erfährt sie, dass es dieses Haus noch gar nicht gibt. Sie soll es aufbauen!
Außerdem ist die Idee viel radikaler als sie dachte. Sie wollte sich um strafentlassene Frauen kümmern. Pater Lataste will aber ein Haus für Frauen, die als Schwestern gleichberechtigt zusammenleben, egal, ob sie mal im Gefängnis waren oder nicht. Sie wird unsicher und will einen Rückzieher machen. Aber Pater Lataste bittet sie, sich eine Bedenkzeit zu nehmen. Er schickt sie in die Meditation. Zwei Tage betet und meditiert sie, dann sagt sie zu.
Ich habe selber schon oft die Kraft des Gebetes erfahren dürfen. Und ich glaube, unserer Zeit täte es gut, wenn wir uns hin und wieder zum Schweigen, zur Meditation und zum Gebet zurückziehen würden, vor allem vor wichtigen Entscheidungen. Okay, jetzt im Karneval darf es natürlich laut zugehen. Aber danach? Viele reden heute von Achtsamkeit, sogar von Meditation und erkennen ihren Wert darin, ruhig und gesammelt zu werden. Im christlichen Kontext kommt noch hinzu, dass wir nicht nur Atemübungen machen (das natürlich auch), sondern dass wir uns in Gott fallen lassen können. Aus dieser Gelassenheit wächst nicht etwa ein gleichmütiges “wird schon irgendwie werden”, sondern vielmehr die Kraft, Großes zu vollbringen, vielleicht sogar die Verhältnisse zu verändern.
Unsere Gründerin hat das getan. Bethanien war zwar immer klein, doch hatte es in vielen Ländern der Welt eine starke Ausstrahlung und hat vielen Menschen Hoffnung gebracht. Danke, Mère Henri Dominique, dass Du so mutig warst!