„Meine Seele sehnt sich nach Dir in der Nacht, auch mein Geist ist voll Sehnsucht nach Dir“ (Jesaja 26,8)
Wenn wir uns nach etwas sehnen, füllt das unser ganzes Denken und Fühlen. Sehnen ist mehr als Wünschen, Sehnsucht meint das – oft schmerzliche – Verlangen nach etwas oder jemanden, der unerreichbar scheint. Und manchmal wissen wir gar nicht so genau, wonach wir uns eigentlich sehen. Es ist ein Ziehen in uns wie Heimweh oder Fernweh, das keinen bestimmten Ort meint.
Dag Hammarskjöld schreibt: „Bete, dass Deine Einsamkeit ein Stachel werde, etwas zu finden, wofür du leben kannst – und groß genug, um dafür zu sterben.“ So eine Sehnsucht kann einen Menschen beflügeln. Sie kann aber auch lähmen, wenn wir über dem Großen, Unerreichbaren den Blick für die kleinen Erfüllungen verlieren. Sehnsucht braucht als Gegengewicht Dankbarkeit.
Komm, wir finden einen Schatz – Janoschs Traumstunde auf youtube gemeinsam schauen (ca. 18 Minuten) oder erzählen
Komm, wir finden einen Schatz – Die Geschichte vom kleinen Tiger, dem kleinen Bär und dem größten Glück der Erde
Es war ein sonniger Tag im Wald, als der kleine Bär und der kleine Tiger beim Fischen am Fluss saßen. Der kleine Bär hatte schon lange keinen Fisch mehr gefangen, und jetzt war der Korb leer. „Was machen wir nur?“, fragte der kleine Tiger. „Es gibt keinen Fisch und auch nichts anderes zu essen.“
Der kleine Bär dachte nach und kratzte sich am Kopf. „Vielleicht ist es das größte Glück der Erde, wenn man immer genug zu essen hat. Reichtum, das wäre es! Dann könnten wir uns immer so viele Forellen kaufen, wie wir wollen! Und als Nachtisch Bienenstich!“
„Oh ja!“, rief der kleine Tiger. „Und dann könnten wir uns noch all die tollen Sachen holen, die wir brauchen! Ein Schlauchboot, eine Hollywood-Schaukel, eine Mütze mit Schnalle, eine rote Lampe, Pelzstiefel…!“ „Das ist eine gute Idee!“, sagte der kleine Bär. „Lass uns einen Schatz finden! Dann haben wir alles, was wir brauchen!“
Also machten sich die beiden Freunde auf die Reise, um einen Schatz zu suchen. Sie kauften ein Seil, eine Schaufel und zwei Eimer und begannen, überall zu graben. Sie gruben auf dem Feld, im Wald und am Fluss. Sie fragten den Maulwurf, den Löwen, das Huhn und sogar den Esel, ob sie wüssten, wo der Schatz vergraben war. Doch keiner konnte ihnen helfen. „Wahrscheinlich müssen wir einfach weitergraben“, sagte der kleine Tiger, „irgendwo muss der Schatz doch sein!“
Eines Nachts, als sie müde von der langen Reise unter einem großen Baum schliefen, bemerkten sie etwas Wunderbares. Als sie am nächsten Morgen aufwachten, sahen sie, dass der Baum goldene Äpfel trug! „Wir haben ihn gefunden!“, rief der kleine Bär voller Freude. „Wir sind reich!“
Sie pflückten die goldenen Äpfel und freuten sich über ihren Reichtum. Doch leider war ihr Glück nur von kurzer Dauer. Kaum waren sie mit ihren goldenen Äpfeln unterwegs, trafen sie auf einen Beamten des Königs, der ihnen alles wegnahm. „Das gehört dem König!“, sagte er und nahm die goldenen Äpfel. Noch bevor sie sich versahen, stahl ein Dieb ihre restlichen Sachen.
„Oh nein!“, rief der kleine Tiger traurig. „Jetzt haben wir nichts mehr!“
„Wir müssen nach Hause zurückkehren“, sagte der kleine Bär. Und so machten sich die beiden Freunde traurig auf den Weg zurück zu ihrem kleinen Zuhause im Wald. Jetzt konnten sie sich wieder gegenseitig tragen, kein Korb, der schwer auf den Schultern drückt! Da sagte Bär glücklich: Oh, Tiger, ist das Leben schön“
Als sie wieder zu Hause ankamen, war es still und friedlich. Die Sonne schien, und der Zaunkönig sang sein fröhliches Lied. „Wie schön es doch hier ist!“, sagte der kleine Bär. „Wir haben alles, was wir brauchen, um glücklich zu sein!“ „Ja!“, stimmte der kleine Tiger zu. „Wir haben einen warmen Ort zum Schlafen, gute Freunde und jeden Tag leckeres Essen. Das ist doch das größte Glück der Erde!“
Und so saßen sie zusammen, aßen Blumenkohl und Kartoffeln, hörten dem Maulwurf zu und genossen die kleinen Dinge des Lebens. Sie hatten alles, was sie brauchten, und das war mehr wert als jeder Schatz.
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