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Frag doch mal die Schwester, Teil 10

Im Januar und Februar hatte ich hier die Reihe „Frag doch mal die Schwester“ gestartet. Nach einer längeren Zwangspause gibt es jetzt endlich eine Fortsetzung und zwar mit einer Frage, die mir oft gestellt wird:
Gib es eigentlich eine Hölle?
Wie immer bekommt ihr hier keinen Überblick über die theologisch-wissenschaftliche Diskussion. Ich gehe lieber anders an die Frage heran und setze dabei das christliche Gottesbild voraus:
Da sehen wir (ganz am Anfang der Bibel, im Buch Genesis) einen Gott, der den Menschen nach seinem eigenen Abbild erschafft, Ihm ähnlich (Gen 1,26). Er gibt ihm Regeln (nicht vom Baum der Erkenntnis essen!), aber er gibt ihm auch die Freiheit, sich an diese Regeln zu halten oder sie zu brechen – was der Mensch ja auch prompt tut. Als der Mensch vom Baum der Erkenntnis gegessen hat und ihm die Augen aufgehen für Gut und Böse, da vertreibt Gott ihn aus dem Paradies. Diese Erfahrung machen wir in der Tat: jedes Kind lebt sozusagen im vollkommenen Glück (Essen, Schlafen, jeden Tag neue Wunder entdecken), bis es versteht, dass es Gut und Böse gibt.
Aber diese Erkenntnis ist uns wichtig. Wir wollen keine Kleinkinder bleiben. Wir wollen mündig werden, wissen und verstehen, was los ist und Entscheidungen treffen. Im Leben und im Glauben.
Das ist in Ordnung, Gott respektiert unseren Wunsch nach Freiheit. Er will uns sogar frei.
Der Vater sah ihn schon von weitem kommen.
Er lief dem Sohn entgegen,
fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
Evangelium nach Lukas 15, 20

Durch die ganze Bibel zieht sich immer wieder die Aussage, dass Gott den Menschen liebt. Er will nicht unseren Tod, sondern unser Leben. Und Gott möchte, dass wir seine Liebe erwidern. Immer wieder wird dies unmittelbar mit der Erfüllung der Gebote verknüpft: „wenn Du den Herrn, deinen Gott, liebst, auf seinen Wegen gehst und seine Gebote achtest“ (Deut 31). Im Neuen Testament wird es noch deutlicher: Jesus sagt unmissverständlich, dass Gott uns liebt und sehnsüchtig darauf wartet, dass wir auf diese Liebe antworten. Eine der schönsten Beispielerzählungen dafür ist die vom barmherzigen Vater bzw. vom verlorenen Sohn: Der Sohn wendet sich vom Vater ab. Als er schließlich seinen Fehler einsieht und umkehrt, erwarten ihn nicht Vorwürfe und Strafe, sondern ein Vater, der nur darauf gewartet hat, dass er endlich zurückkommt (Lukas 15, 11-32). Aber Liebe kann man nicht erzwingen. Liebe erfordert Freiheit.

Nun zur Hölle: Wenn Gott unsere freiwillige Liebe möchte anstatt unseren Gehorsam zu erzwingen, dann endet diese Haltung Gottes nicht nach unserem Tod. Er will unser Leben und unsere Erlösung, er bietet uns seine Nähe und Liebe an, aber wenn wir das partout nicht annehmen wollen, wird er uns nicht zu unserem Glück zwingen. Wir können uns gegen Gott entscheiden, auch in alle Ewigkeit. Und die Ewigkeit von Gott getrennt, das nennen wir halt Hölle. Ihre Existenz ist eine logische Folge der Freiheit des Menschen.

Es bleibt noch eine weitere Frage, nämlich ob jemand in der Hölle ist. Kann wohl ein Mensch, der die Herrlichkeit Gottes geschaut hat, sie immer noch ablehnen? Aber diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, hier kann ich nur hoffen…

Bild: Dieter Schütz@pixelio.de

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