Ich wünsche mir… Literatur
19. März 2016
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21. März 2016

Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem hinauf, die Menge begrüßt ihn jubelnd mit Palmzweigen in den Händen. Ist er der Messias, der Retter, der neue König? Der Prophet Sacharja hatte jedenfalls verheißen, dass ein König auf einem Esel kommen und Frieden bringen werde. (Evangelium nach Matthäus, Kapitel 21)

Die „Hohenpriester der Juden“, also das religiöse Establishment in Jerusalem und die römischen Besatzer bangen um ihre Macht: ein König? Frieden? Oder doch ein Umsturz? Jesus hat drei Jahre lang im ganzen Land gepredigt, aber als er zum Tempel in die Hauptstadt kommt und dabei noch Assoziationen an alte Verheißungen weckt, schrillen bei den Mächtigen die Alarmglocken. Fünf Tage später ist Jesus tot.

Dabei muss ich an unsere Politiker denken, nein, eigentlich an alle „öffentlichen“ Personen, die im Rampenlicht. Da gibt es welche, die anscheinend nur nach den nächsten Umfragewerten und Schlagzeilen schielen und ihr Fähnchen ständig nach dem Wind drehen. Andere stehen wie ein Fels in der Brandung und scheren sich nicht um die öffentliche Meinung.

Auf der anderen Seite stehen wir, Liesel Schmitz und Heinz Müller. Wir sind das Volk.

Ich vergesse nicht, dass vor 25 Jahren, „das Volk“ in einer friedlichen Demonstration, mit Kerzen und Gebeten eine Mauer zum Einsturz brachte. Und ich konnte kaum fassen, dass vor kurzem dasselbe (?) Volk schutzsuchende Menschen bedrohte.

Aber ist es nicht genau das, was damals in Jerusalem passierte? „Die Menge“ jubelt Jesus zu und ruft „Hosianna dem Sohne Davids“. Ganz Jerusalem ist zusammen gekommen! Fünf Tage später ist wieder „die ganze Stadt“ versammelt und „die Menge“ schreit „Kreuzige ihn!“

Und ich? Wo in dieser Menge stehe ich? Und was mache ich, wenn sie neben mir schreien?

 

Bild: mein-dsl-anbieter.net@pixelio.de

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