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Nun sind wir wieder zu Hause, nach gut zwei Tagen heftigen Jubiläum-Feierns in Montferrand, Frankreich.

Die Eindrücke sind noch nicht sortiert, und ich werde hier erst nach und nach berichten, aber ich fange mal mit den zwei schönsten Mitbringseln an, die wir bekommen haben: Die Rose ist aus den USA, die Karte aus Frankreich.

Mancher sagt vielleicht, er mag keine Papierblumen, aber diese hier ist etwas ganz Besonderes. Sie ist im Gefängnis angefertigt worden, von einem Häftling, der eigentlich gar kein Material dafür bekommt, vor allem keine Schere. Er schnippelt diese Rosen (und jede von uns bekam eine!) mit einem Nagelknipser – etwas anderes ist ihm nicht erlaubt. Er hat ein ganzes Jahr gebraucht, um den Strauß für unser Jubiläum herzustellen.

Was haben wir nun mit diesem Mann zu tun, und wieso kümmert ihn unser Fest?

Er gehört zur Gemeinschaft der Dominikaner von Bethanien im Staatsgefängnis in Norfolk, Massachusetts. Dort gibt es eine Gruppe von Männern, die sehr nah am Ursprung unserer Ordensgemeinschaft sind. Sie tun genau das, was Pater Lataste Ende des 19. Jahrhunderts den Frauen im französischen Gefängnis sagte: „Ich sehe euren Glauben, eure Reue, eure Bekehrung. Gott interessiert sich nicht für eure Vergangenheit, sondern nur dafür, wie sehr ihr ihn liebt. Wenn ihr auch dieses Gefängnis nicht verlassen könnt, um in einem Kloster zu leben, dann macht dieses Gefängnis zu einem Kloster.“ Das haben die Frauen in Cadillac vor 150 Jahren getan – und das tun die Männer heute in Norfolk.

Damit das funktioniert, braucht es Menschen außerhalb des Gefängnisses, die sie unterstützen. Vier davon waren aus den USA nach Montferrand gekommen. Sie brachten uns die Rosen mit, dazu viele Grüße von den anderen Mitgliedern der Gemeinschaft. Und sie erzählten spannend von ihrem Alltag: Wie sie die anderen im Gefängnis besuchen, wie sie sich draußen miteinander treffen. Hin und wieder wird auch mal einer entlassen und wird dann Teil der äußeren Gemeinschaft. Es sind wunderbare Menschen, die uns wieder daran erinnert haben, wie besonders und revolutionär unsere Spiritualität eigentlich ist. In unserem milden und satten Westeuropa kann man das schon mal vergessen. Aber in den Gefängnissen der USA sagen unsere gefangenen Mitbrüder den bethanischen Geschwistern auch schon mal: ihr seid die einzigen, die uns hier als Menschen betrachten und als solche behandeln.

Das andere Mitbringsel ist eine Reliquie. Aber davon erzähle ich morgen…

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