Wichtig!
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Fasten ohne Verzicht
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„Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ singen die Karnevalisten – und gleichzeitig fängt am Aschermittwoch etwas ganz Neues an. Das ist auch gut so, denn selbst wer den Karneval mag, hat irgendwann genug gefeiert. Und dann?

Dann tut es gut, wieder zur Ruhe zu kommen. Ich persönlich mag dieses Auf und Ab des Jahreskreises: alles hat seine Zeit. Nicht immer stimmt das äußere Programm mit meiner inneren Verfasstheit überein, aber gerade dann weiß ich, dass die Zeiten sich auch wieder ändern: auf den Winter folgt der Frühling, auf den Karneval die Fastenzeit und dann Ostern.

Naja, eigentlich ist es ja umgekehrt: es folgt nicht das eine auf das andere, sondern der Karneval ist gedacht als letzte große Party, bevor man fasten muss, und die Fastenzeit bereitet uns auf Ostern vor.

Zeiten des Fastens gibt es immer wieder und in allen Religionen, mit unterschiedlichen Ausprägungen. Ich bin froh, dass wir heute freier darin sind, wie wir uns auf Ostern vorbereiten. Es gab Zeiten, da galt vor allem der Buchstabe des Gesetzes, und da waren dann meistens Speisevorschriften und andere Äußerlichkeiten festgehalten. Schon im Alten Testament wettert allerdings der Prophet Jesaja dagegen. Er sagt, es sei kein Wunder, dass die Gebete der Israeliten nicht erhört würden, denn ihr Fasten sei sinnlos:

„Obwohl ihr fastet, gibt es Streit und Zank, und ihr schlagt zu mit roher Gewalt. […] Ist das ein Fasten, wie ich es liebe [spricht Gott], wenn man sich mit Sack und Asche bedeckt? […] Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe: die Fesseln des Unrechts zu lösen, die Stricke des Jochs zu entfernen […] an die Hungrigen dein Brot auszuteilen, die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen, wenn Du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden und dich deinen Verwandten nicht zu entziehen. […] Wenn Du dann rufst, wird der Herr Dir Antwort geben.“

Ein ganz schön hoher Anspruch! Aber was für mich dabei bleibt, ist die Aussage: es geht nicht darum, mit finsterer Miene rumzulaufen, weil ich sechs Wochen ohne Kaffee, Schokolade o.ä. auskommen muss. Verzicht kann gut und hilfreich sein, aber es geht um etwas viel Wichtigeres als meinen Körper oder das Einhalten von Regeln, nämlich darum, wieder mit Gott ins Gespräch zu kommen. Und wie gelingt das? Nicht durch ein selbstauferlegtes Rauch- oder Fleischverbot – und nicht mal durch vermehrte Gebetsübungen! Sondern über die Mitmenschen. Wenn ich ihnen in gerechter und liebevoller Weise begegne, wenn ich Recht schaffe und mich ihrer Not öffne, dann werde ich auch (wieder) zu Gott finden.

Nun werden wir alle nicht plötzlich die Revolution ausrufen oder radikal unser Leben umkrempeln. Muss auch nicht sein. Aber wenn wir uns bewusst machen, worum es eigentlich geht, dann fällt uns vielleicht auch leichter, die Sache zu finden, auf die wir sechs Wochen lang besonders achten wollen.

Was hilft Dir, wacher zu werden für deine Umgebung, deine Mitmenschen und den Anruf Gottes in Deinem Alltag?

Bild: Karl-Michael Soemer@pixelio.de

1 Comments

  1. Vielen Dank für diesen Artikel.
    Ich mache jetzt zum ersten Mal eine Fastenzeit und ich habe beschlossen, 7 Wochen lang auf Nudeln zu verzichten. Das wird sicher schwer, denn ich esse eigentlich jeden zweiten Tag Nudeln.
    Unterhaltsamer Fakt: Ich musste meinem Mann erst erklären, warum es Karneval gibt. Dabei ist er der Katholik, nicht ich. 😀

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