Dominikanische Predigt
14. Oktober 2019
Fuß in der Tür
24. Oktober 2019

Hin und wieder treffe ich Menschen, die stolz darauf sind, noch nie aus ihrem Heimatdorf hinausgekommen zu sein. „Alteingesessen“ nennt man das wohl, im Gegensatz zu „Neuzugezogenen“, wie ich eine bin. Als mir beim letzten Mal jemand sagte, er sei „Urgestein“, noch nie im Leben umgezogen, da fing ich unwillkürlich an, die Umzüge meines Lebens zu zählen. Ich komme auf 15. Es ist mir nie in Sinn gekommen, sie könnten etwas Besonderes sein. Hin und wieder verändert man sich halt, eine neue Aufgabe, eine neue Beziehung, und solange man jung ist, hat man ja eh schnell gepackt und will auch was von der Welt sehen. Normal.

Dachte ich. Andere sind glücklich damit, so zu leben, wie sie immer schon gelebt haben. Karneval, Schützenfest, Weihnachten – alles hat seine Traditionen, und gerade auf dem Land gibt es auch noch ein starkes soziales Gefüge von Orts- und Pfarrgemeinde. Ich habe das erst spät kennengelernt und betrachte es mehr oder weniger als Außenstehende. Natürlich kenne auch ich Traditionen, und als ich im Noviziat zum ersten Mal an Weihnachten nicht nach Hause konnte und der Baum anders geschmückt war als es „richtig“ ist, war das schon schwer. Aber bald habe ich mich daran gewöhnt, dass mit jeder Versetzung alles wieder anders ist. Im ersten Jahr hat man sowieso keine Ahnung. Im zweiten Jahr erinnert man sich „Wie war denn das im letzten Jahr?“ Und erst im dritten Jahr weiß man in einem Haus, einem Ort, einer Gemeinschaft Bescheid und fängt an, Routine zu entwickeln.

Ich will das nicht bewerten! Aber jetzt bin ich 50, und allmählich habe ich das Bedürfnis sesshaft zu werden. Glücklicherweise sieht es so aus, als würde das auch klappen: mein Arbeitsvertrag wurde nach zwei Jahren „entfristet“, so dass ich jetzt tatsächlich die Erfahrungen der letzten beiden Jahre für die Zukunft nutzen kann. Als ich mal ein paar Jahre in der Verwaltung gearbeitet habe, kannte ich das auch. Aber ansonsten bin ich in den letzten Jahren einfach zu oft versetzt worden. Jetzt wird das anders. Schon dieses Jahr werde ich Weihnachten so feiern „wie wir das immer feiern“! Trotzdem werde ich – das zeigen mir die Erfahrungen meiner Nachbarinnen – eine „Zugezogene“ bleiben, mindestens 15 Jahre lang. Macht aber nix. So halte ich mir das Bewusstsein wach, dass wir immer auf der Reise sind.

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: