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Gestern Abend habe ich Sternschnuppen gekuckt. Vorher hatten wir noch auf Facebook gewitztelt. Einer schrieb mir: „Wenn Du keine Sternschnuppen siehst, darfst du dir auch bei Flugzeugen was wünschen.“ „Oh, praktisch, ich wohne direkt am Flughafen.“ „Ja, wünschen darf man sich immer was.“

Ich fand das lustig. Aber als ich dann doch – zum ersten Mal in meinem Leben – eine Sternschnuppe gesehen habe, da war das schon besonders. Und ich habe versucht, mir ganz schnell etwas zu wünschen, obwohl… warum eigentlich? Ich bin ja nicht abergläubisch. Wieso sollte ein Wunsch in Erfüllung gehen, nur weil man daran denkt, während „ein Stern fällt“? Zumal wir inzwischen wissen, dass Sternschnuppen ja gar keine fallenden Sterne sind, aber egal. Irgendwie denkt man das halt.

Also: was wünscht man sich, wenn man eine Sternschnuppe sieht? Den Weltfrieden? Das Ende von Corona? Ist das nicht eine Nummer zu groß für so ein verglühendes Staubteilchen? Vielleicht geht es eine Nummer kleiner: eine Lösung für Afghanistan oder so? Oder noch kleiner, persönlicher? Irgendwas in meinem Umfeld: mein Orden, meine Gemeinde, meine Familie?

Als ich mit meinen Gedanken so weit war, war die Sternschnuppe natürlich schon lange Geschichte. Aber ich musste weiter darüber nachdenken, dass wir uns ja sonst auch oft Dinge wünschen, nicht von den Sternen, aber doch von höheren Mächten. Menschen haben einfach das Bedürfnis, das, was sie nicht selber erreichen können, weiterzureichen. Gläubige aller Religionen haben immer versucht, ihre Götter mit Opfern zu manipulieren. Christen tun das nicht! Unser Gott ist nicht bestechlich, Jesus hat uns das deutlich gesagt. (Hier habe ich vor zwei Jahren schon mal darüber geschrieben.)

Aber auch wir bitten Gott um seine Hilfe. Nur: glauben wir wirklich noch, dass er unsere Bitten erhört? Der christliche Glaube ist jedenfalls kein Wunschkonzert. Und trotzdem bitten wir, was das Zeug hält um alles mögliche – vom Sieg des FC bis zum Sieg über den Hunger in der Welt. Schließlich hat Jesus uns gesagt, dass wir um alles bitten dürfen – und wir werden alles erhalten, wenn wir (wichtige Einschränkung!) gemeinsam und in seinem Namen bitten.

Ich bin sicher, dass Gott unsere Gebete hört. Ich bin ebenso sicher, dass er sich nicht darum kümmert, wie wir unsere Klassenarbeiten, Fußballturniere und andere Herausforderungen bewältigen, solange wir selber in der Lage sind, irgendetwas für das Gelingen zu tun. Der christliche Gott ist kein magischer „deus ex machina“, keine Schicksalsgöttin, die gezielt eingreift, um die Gläubigen zu schützen. Das sind die Vorstellungen des Alten Testamentes, das wir zwar immer noch lesen, aber eigentlich nicht mehr glauben.

Wohl aber steht Gott uns bei. Es verändert uns, wenn wir beten und uns der Gegenwart Gottes vergewissern. (Unser Laienmitglied Heidrun hat hier mal darüber geschrieben.) Wer daran glaubt, dass sein Schicksal in Gottes Hand liegt, wird ruhiger und zuversichtlicher. Und das wirkt sich vielfältig positiv aus bis hin zur höheren Lebenserwartung! Dazu gibt es inzwischen etliche wissenschaftliche Untersuchungen.

Ist das jetzt ein Placebo-Effekt? Nun, ich bin keine Medizinerin, mit Placebos kenne ich mich nicht aus. Ich bin Ordensfrau. Ich habe Gott und seine Nähe schon oft erfahren. Und ich habe erlebt, wie gut es mir tut, mit „Ihm“ über meine Sorgen sprechen zu können. Deshalb werde ich das auch weiter tun. Und ich habe immer wieder erfahren, wie gut es uns tut, wenn wir Gläubigen uns zusammentun. Darum werde ich nicht müde darin, in Gottesdiensten mit anderen gemeinsam laut Fürbitte zu halten. Wenn wir nämlich gemeinsam Gott um seine Hilfe für die Armen bitten, können wir sie nicht gleichzeitig aus unseren Gemeinden ausschließen. Wenn wir Gott um den Weltfrieden anflehen, können wir nicht gleichzeitig dem afghanischen Flüchtling nebenan mit Gleichgültigkeit begegnen.

In diesem Sinne stimmt es, was Jesus sagte: Gott erhört unsere Gebete, wenn wir in seinem Namen bitten. Bei den Sternschnuppen und den Wünschen scheint mir das eher zweifelhaft.

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