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Frag doch mal die Schwester, Teil 21:

Kann die kirchliche Lehre mit den Naturwissenschaften Schritt halten und up-to-date bleiben?

Der Ursprung dieser Frage ist klar: während die Naturwissenschaft und die Technik rasante Fortschritte machen, setzen die verschiedenen Religionen eher auf Beständigkeit. Aber heißt das, dass sie stehenbleiben?

Die katholische Kirche hat in den 60er Jahren ihr Verhältnis zur modernen Welt grundlegend neu bestimmt. Sie will nicht mehr um ihre ewigen Wahrheiten kreisen, während sich das Leben der Menschen ganz woanders abspielt. Trotzdem gibt sie diese Wahrheit aber nicht auf! Wenn die Kirche z.B. erkannt hat, dass jegliches menschliche Leben von Gott gewollt und deshalb heilig ist (so steht es in verschiedener Form in der Bibel), dann kann sie das nicht einfach vergessen, nur weil die moderne Forschung dabei ist, die Gene des Menschen zu entschlüsseln. Auch wenn wir jetzt klonen und das Leben in anderer, immer vielfältigerer Weise manipulieren können, so bleibt doch wahr, dass Gott jegliches menschliche Leben gewollt und geschaffen hat und dass es deshalb für uns unverfügbar ist. Also sieht sich die Kirche diese Forschungen an und überlegt, wie sie einzuordnen sind in das Wertesystem, das sie im Laufe von Jahrhunderten entwickelt hat und weiter entwickelt.
So ist es übrigens auch in unseren Ordensgemeinschaften: Der Heilige Dominikus hat etwa im Jahr 1200 in Spanien begonnen zu predigen und garantiert nicht geahnt, dass sich 800 Jahre später Zehntausende von Männern und Frauen im weltweiten Dominikanerorden auf ihn berufen würden. Ähnlich hat der Dominikanerpater Lataste 1866 eine klitze-kleine französische Frauengemeinschaft namens Bethanien gegründet. Auch er hätte wohl nie gedacht, dass seine Predigten heute von Frauen und Männer und in vielen verschiedenen Sprachen gelesen werden.
So sitzen wir hier mit den Weisheiten der Bibel und unserer geistlichen Vorbilder und versuchen, sie in unsere digitale, schnelllebige Zeit zu übersetzen. Ich habe den Eindruck, dass wir seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil und den darauf folgenden verschiedenen Reformkapiteln durchaus in der Lage sind, angstfrei mit modernen Entwicklungen umzugehen. Wissenschaft und katholischer Glaube schließen sich nicht mehr aus. Die konkrete Umsetzung ist an der Spitze ein ständiges Ringen und hängt an der Basis immer an einzelnen Personen, Priestern, Theologen und Religionslehrern, haupt- und ehrenamtlichen Multiplikatoren des Glaubens – aber so ist es wohl öfter im Leben, nicht wahr?

(Dies ist eigentlich der zweite Teil zu „Frag doch mal die Schwester, 20“. Dort war es einfach zu viel auf einmal.)

2 Comments

  1. Christian sagt:

    danke Schwester koenten sie sich nochmal genauer mit der Schnelllebigkeit unserer Zeit befassen und mit verschiedenen Techniken der Entschleunigung.

  2. Auch spannend! Kommt. Kann allerdings ein bisschen dauern, ich schreibe sozusagen entschleunigt…

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