Verräter
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Im Karneval sagen manche Leute, sie könnten nicht auf Kommando lustig sein. Mit der Trauer ist es wohl auch so: verordnen lässt sie sich nicht.

Als ich ins Kloster kam, hat mich die Atmosphäre, die in unserer Kapelle in den Tagen vor Ostern herrscht, schwer beeindruckt. Die traditionelle dominikanische Liturgie mit ihren „Trauermetten“ stimmt uns ab Gründonnerstag ein auf das, was wir feiern. Die Psalmen sind etwas anders und werden leiser gesungen als sonst. Die Melodien sind schwermütig. Mit jedem Psalm werden Kerzen gelöscht, bis es zum Schluss fast ganz dunkel ist.

Nein, Trauer lässt sich nicht verordnen. Aber wenn man sich auf die alten Gesänge und Rituale einlässt, hilft das, sich an das Geschehen vor 2.000 Jahren zu erinnern.

Warum? Warum wir traurig sein wollen? Weil man danach umso besser die Osterfreude spürt!

Aber so weit sind wir noch nicht.

P.S.: Diesen Beitrag habe ich programmiert, bevor die Anschläge in Brüssel passierten. Heute, am Tag danach hätte ich ihn anders geschrieben. Da ich gestern keine Möglichkeit mehr hatte, ihn umzuschreiben, bleibt mir nur ein Nachsatz: Wir wollen uns in die Stimmung von Leiden und Tod auch deshalb einfühlen, weil beides passiert, hier und jetzt, nicht nur vor 2.000 Jahren. „Solidarität“ heißt das im Moment in den Medien. Gott wurde in Jesus Christus solidarisch mit uns Menschen, er leidet mit und für uns, obwohl er das nicht müsste, und wenn wir uns in sein Leiden hineinfühlen, schließt sich der Kreis.

Nach Brüssel fällt es ein bisschen schwerer, sich auf Ostern zu freuen, trotzdem bleibt Ostern der einzige Ausweg aus dem Kreislauf von Leiden und Tod.

 

1 Comments

  1. Ja, trotzdem bleibt Ostern der einzige Ausweg aus dem Kreislauf von Leiden und Tod. Denn nicht erst Brüssel lehrt uns, dass eine heile Welt hier und jetzt eine Illusion ist, solange nicht Christus der Herrn in seiner letzten Wiederkunft Sünde und Tod endgültig besiegt. Nicht unsere Macht und/oder unser guter Wille sind unsere Hoffnung, sondern die ohnmächtige Liebe Christi am Kreuz, die er in seiner Auferstehung besiegelte. „Wir beten dich an, auferstandener Herr Jesus Christus und sagen dir Dank, denn durch dein heiliges Kreuz hast du die ganze Welt erlöst.“

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