Luther heute
30. Oktober 2016
Grüße an alle Heiligen!
1. November 2016

Früher hatte ich mit Halloween kein Problem. Wenn Leute Gruselparties feiern und Kürbisse schnitzen wollen, obwohl das eine amerikanische Tradition ist und keine deutsche – lass sie doch. Was hab ich damit zu tun?

Aber jetzt erzählte mir eine Mitschwester, in ihrer Heimatgemeinde im Emsland kämen die Kinder zu Halloween an die Türen und forderten Süßes – anstatt an St. Martin zu singen. In den Städten gibt es das ja schon länger – jetzt sogar auf dem Land? Da hört der Spaß auf!

„Süßes oder Saures“ – das kannte ich als Kind nur von den „Peanuts“. Ich fand das eine merkwürdige Tradition, wo die Kinder nicht – wie wir – singend von Haus zu Haus gingen und zum Lohn für ihre schönen (oder jedenfalls mit Inbrunst gesungenen) Lieder Süßigkeiten bekamen, sondern wo sie die Erwachsenen erpressten und ihnen Streiche androhten, für den Fall, dass sie nichts bekämen. Aber nun gut, andere Länder, andere Sitten, und Amerika ist weit weg – dachte ich.

Inzwischen breitet sich also nicht nur die Lust am Gruseln aus, sondern mit ihr auch „trick or treat“. Und da wird dann deutlich, wieso ich doch ein Problem habe: Die Kinder gehen ja nicht zweimal von Haus zu Haus, und die Erwachsenen geben auch nur einmal Süßigkeiten. Plötzlich heißt es: als Gespenst verkleidet am 31.10.? Oder mit Laterne am 10.11.? Da ist das Gespenst cooler als die Laterne, keine Frage. Und was sollte das mit dem Martin auch noch gleich?

Bei uns ist die Martinstradition noch stark und lebendig. Es gibt von allen Kindergärten und Grundschulen einen großen Martinszug, die Kinder basteln selber Laternen und lernen in Schule und Kindergarten Martinslieder und die Bedeutung des Festes. Im Kinderdorf haben wir sogar eine CD mit regionalen Mundart-Martinsliedern aufgenommen. Da ist es einfach stimmig, wenn man mit derselben selbstgebastelten Laterne auch noch von Haus zu Haus geht. Und wenn unsere Kinder kommen und zu Halloween gehen wollen, können wir sie locker vertrösten: wir gehen nicht heute, sondern in 10 Tagen.

Aber was ist mit Leuten, die keine Martinstradition mehr leben?

Ich weiß nicht, ob sich Halloween so rasant ausbreitet, weil uns der Bezug zum Martinsfest verloren gegangen ist, oder ob es vielleicht umgekehrt ist. Auf jeden Fall hätte ich kleinen Gespenstern heute abend nichts Süßes geben können, wenn welche gekommen wären. Aber in 10 Tagen, da haben wir jede Menge Süßkram bereit – und werden ihn auch brauchen.

Bild: Gordon_Gross@pixelio.de

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: