Sisters Platz in der Kirche I
15. Januar 2018
Sisters Platz in der Kirche III
17. Januar 2018

Gestern habe ich von meiner Suche nach dem richtigen „Stellplatz“ in der Liturgie erzählt, der auch ein wenig ein Symbol für meine Rolle in der Kirche ist.

Ich weiß natürlich, dass viele sehnsüchtig darauf warten, dass in unserer Kirche auch Frauen an den Altar treten dürfen – und zwar als Priesterinnen. Aber gleichzeitig ist mir sehr bewusst, dass es auch in Deutschland viele Katholiken gibt, die gegen diesen Gedanken sind oder sich damit noch nie beschäftigt haben (!). Und ich habe eine Weile im Baltikum gelebt, wo der Dienst am Altar nicht mal in seiner Vorstufe des Messedienens für Mädchen möglich ist. Das alles relativiert in meinen Augen die Rede von der angeblich „längst überfälligen“ Öffnung unserer Kirche für das Frauenpriestertum doch sehr. Wir sind eine universale Kirche und haben das Ideal, alle mitzunehmen. Wer einmal in der Gruppe gewandert ist, der weiß: der Langsamste gibt das Tempo vor. An jeder Kreuzung muss die Vorhut warten, damit niemand den Anschluss verliert. Das ist zuweilen anstrengend und auch frustrierend für alle Beteiligten. Aber es geht nicht anders – wenn die Gemeinschaft nicht auseinanderfallen soll. Für unser Thema heißt das: ich diskutiere gerne über die Frauenordination (JP II möge mir verzeihen), aber ich halte nichts von Alleingängen.

Ein anderer Aspekt kommt im Untertitel von Christiane Florins Buch „Der Weiberaufstand“ zum Ausdruck: „Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen“. Sie betont ausdrücklich, es solle endlich offen gesagt werden, dass es nicht um einen Dienst sondern um die Macht gehe. Das finde ich erfrischend! Denn natürlich ist Macht ein schlechtes Motiv für eine Priesterweihe – für Männer ebenso wie für Frauen – bzw. es macht mich darauf aufmerksam, dass ich noch einmal genau klären muss, worum es mir hier eigentlich geht.

Ja, wenn wir von Macht sprechen, dann ist natürlich wahr: sie sollte gerecht verteilt werden. Es ist (in unserer Kultur) weder einzusehen noch auszuhalten, wenn ein Geschlecht über das andere herrscht. Ich bin mir nur zu bewusst, wie sehr ich von den verschiedenen Frauenbewegungen profitiere, welche kleinen und großen Errungenschaften ich ihnen verdanke, von meinen Jeans bis zu meinem Wahlrecht. Nur… was hat das mit dem Priesteramt zu tun?

In unserer Kirche sind die Machtpositionen meist an das Priesteramt geknüpft – das ist aber nicht zwingend notwendig. Im Gegenteil: Priester ist eine Berufung zu einem Dienst vor Gott, für die Menschen. Ein Priester ist ein Lehrer des Wortes und ein Verwalter der Heilsgeheimnisse – wenn ich das mal etwas geschwollen ausdrücken darf. Wenn ich mir eine heutige Pfarrgemeinde ansehe, dann braucht sie eine Leitung, und sie braucht (mehr als einen) Priester – aber die simple Identifizierung von beidem ist unnötig und überholt.

In der Bibel finde ich (ausgerechnet bei Paulus im 1. Korintherbrief, 12!) das Idealbild einer Gemeinschaft der Gläubigen, in der verschiedenste Charismen und Begabungen zur Entfaltung kommen. Einer steht der Gemeinde vor, aber alle Glieder des Leibes sind gleich wichtig, auch wenn sie unterschiedliche Funktionen haben. Für uns heißt das: Eine lebendige Pfarrei entsteht nur, wenn möglichst viele mitgestalten und ihre Fähigkeiten und Ideen einbringen. Der Leiter von all dem hat dann weniger die Macht zu bestimmen, wer was tun darf, sondern eher die (schwierige) Aufgabe, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen und zu koordinieren. Unter diesem Gesichtspunkt meine ich, wir müssen zunächst mal unser Priesterbild revidieren: Was sind die eigentlichen Aufgaben eines Priesters / Pfarrers – und was können andere tun? Wie können wir möglichst viele mit in die Verantwortung nehmen? Und wie nehmen wir die anderen mit? Etliche Aufgaben werden heute ja schon von Laien übernommen, und sie tun es kompetent und mit großem Einsatz – aber trotzdem wollen viele Menschen lieber für alles den Priester, am besten den Pfarrer haben. Sowas ändert man nicht, indem man Frauen weiht.

Beispiele gibt’s morgen…

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