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Rückschau Katholikentag 2: Frieden macht Freude
14. Mai 2018

Jetzt sind wir wieder zu Hause, und ich lasse die letzten 3 1/2 Tage Revue passieren…

Von den Diskussionen und Podien habe ich leider nicht viel mitbekommen, weil ich ständig im Einsatz war. Nur ein großes Podium habe ich geschafft: „Religion – Fluch oder Segen?“ Und das war – um es direkt vorweg zu nehmen – ausgesprochen enttäuschend.

Eigentlich begann es recht vielversprechend. Auf dem Podium drei Christen und drei Muslime, darunter Erzbischof Ignatius Kaigama aus Nigeria. Der begann sein Statement damit, in einem halben Satz auf die Probleme mit Boko Haram hinzuweisen, um dann zu erklären, hier handele es sich um einen Missbrauch von Religion. Dann sprach er darüber, dass er mit einem (muslimischen) Emir befreundet sei, der saß auch im Publikum, und berichtete, wie sie beide sich praktisch für Versöhnung einsetzten. Er sagte auch, ohne die Kirche gäbe es ihn nicht, denn er sei in einem christlichen Krankenhaus geboren und in einer katholischen Schule unterrichtet worden. Da wo er herkomme, sei es eben die katholische Kirche, die den Menschen auf diese Weise helfe – nicht der Staat und auch sonst niemand. Und er wiederholte: „Ohne die Kirche stünde ich jetzt nicht hier.“

Das alles war schon sehr eindrucksvoll. Aber der Moderator quittierte es mit einem etwas verlegenen „Ja, das ist schön, dass Sie hier sind.“ Und kam dann auf sein Thema zurück: ob denn die Religion nicht doch ihre Schattenseiten habe – also die christliche?

Später ging es um die Aufklärung. Da diskutierten die muslimischen Vertreter durchaus auch miteinander (und nicht nur mit ihrem jeweiligen christlichen „Sparring-Partner“): Prof. Omar Kamil, Historiker aus Leipzig, meinte, der Islam bedürfe noch der Aufklärung, Hamideh Mohagheghi, Theologin aus Hannover, widersprach, es seien mehr die Muslime und weniger der Islam, die aufgeklärt werden müssten, usw. Das ging schon ganz schön in die Tiefe, obwohl – oder vielleicht gerade weil es keinen grundsätzlichen Dissenz gab. Und dann kommt aus dem Publikum die Aufforderung, die katholische Kirche solle doch bitte endlich mal etwas selbstkritischer sein und nicht von anderen Religionen Dinge fordern, die sie selber nicht zu leisten bereit sei (vermutlich war die Aufklärung gemeint, wobei ich mir nicht sicher bin, ob der Schreiber die gleiche Definition von „Aufklärung“ hatte wie die Podiumsteilnehmer). Zum Glück antwortete Prof. Ansorge, Dogmatiker aus Frankfurt, ausgesprochen souverän mit dem Hinweis auf die Entschuldigungen von Johannes Paul II., die ja sogar zu einem Buch geführt haben „Wenn der Papst um Verzeihung bittet“. Natürlich ist Kirche heute selbstkritisch und aufgeklärt, wo würde das deutlicher als auf den deutschen Katholikentagen?

Ich habe Herrn Prof. Ansorge applaudiert – und war damit allein. Es ist ein seltsames Gefühl, in einer großen Messehalle als einzige zu klatschen, während alle anderen stumm bleiben (auch wenn die Halle nur halbvoll war).

Ich habe dann noch ein bisschen zugehört, gewartet, ob die von mir eingereichte Frage vielleicht auch noch vorgelesen würde – kam aber nicht. Dann kam nochmal ein ganz anderes Thema auf, und da bin ich gegangen. Aus der ersten Reihe aufgestanden, im vollen Ornat, mit meinem signalroten Bauchladen – und raus. Tut mir echt leid, aber mit einer Versammlung, die partout nur interessiert, was an der eigenen Religion schlecht ist, und die erst applaudiert, wenn man was zu kritisieren findet, habe ich nichts gemein.

Die nächsten Artikel werden konstruktiver und fröhlicher, versprochen!

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