Reingestolpert
9. Januar 2020
Asche zu Asche
25. Februar 2020

Keine Frage: Karneval ist ein umstrittenes Thema. Während die einen das ganze Jahr über trainieren und/oder dem 11.11. entgegenfiebern, wenn es endlich wieder losgeht, machen andere nur den Kindern zuliebe das Nötigste mit oder flüchten an den tollen Tagen gleich ganz, wenn sie können.

Ich komme aus dem Rheinland, habe aber auch Wurzeln im evangelischen Bergischen Land und bin teilweise dort aufgewachsen. Ich habe also beides im Blut: das Schunkelgen ebenso wie eine gesunde Skepsis gegen Lachen auf Kommando. Vielleicht kommt es daher, dass ich immer Spaß an Karneval hatte – aber in ziemlich klaren Grenzen.

Ich finde es wunderbar, wenn man die Chance bekommt, „einmal im Jahr“ in eine Rolle zu schlüpfen. Vielleicht wählt man etwas, das man gerne wäre – in dem klaren Bewusstsein, dass es nur ein Spiel für kurze Zeit ist. Ich z.B. habe es gestern sehr genossen, mich mal wieder zu schminken, also: richtig. Die sechsjährige Mia war ganz enttäuscht: „Wo hast du dich denn geschminkt?“ Sie konnte das bisschen Wimperntusche und den Lidsstrich gar nicht wahrnehmen, bei allen anderen Frauen, die ihr begegnen, sind die ja völlig normal. Bei mir halt nicht. Ich leihe mir sowas nur im Karneval, und auch nur, wenn ich meinen (echten) Sari anziehe, der noch aus meiner vorklösterlichen Zeit stammt. Dann finde ich meist auch jemanden, der mir passende Ohrringe borgt, damit ich mir wieder bestätigen kann, dass die Löcher immer noch nicht zugewachsen sind. Ein Nachmittag. Das genügt dann auch wieder für ein Jahr.

Etwas anderes ist es, wenn ich auf eine Karnevalsparty muss, wenn ich also auf Kommando gute Laune haben soll. Das klappt einmal oder zweimal, aber dann sehne ich mich irgendwann nach meinem Schreibtisch – und nach Stille sowieso. Morgen geht das ganze Kinderdorf als Gruppe mit im Zug. Das ist so ein Mittelding: für die Kinder mache ich das gerne, und wenn man erstmal eintaucht in die Stimmung, dann groovt man sich meist auch schnell ein. Wir gehen übrigens als Spielfiguren; unser Motto ist: „Pänz, ärjert üch nit“.  Da werde ich mich dann übrigens so schminken, dass auch Mia zufrieden sein wird: schön bunt.

Kommentar verfassen