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Wir reden oft von unseren „Ehemaligen“, dabei werden aus ehemaligen Kindern ganz schnell jetzige Erwachsene. Viele von ihnen halten Kontakt – und wenn sie selber eine Familie gründen? Dann bringen sie die natürlich mit – und plötzlich läuft bei uns die nächste Generation rum: die Kinderdorfenkel. Sie besuchen hier ihre Freunde und ihre „Oma“, feiern die großen Feste mit – und manchmal bewerben sie sich bei uns um eine Arbeitsstelle.

Eine neue Generation von Ehemaligen

Anna Leister ist seit knapp vier Jahren die Pressesprecherin der Bethanien Kinderdörfer. Sie ist 29 Jahre alt, frisch verlobt und strahlt mit ihrem ganzen Wesen Lebensfreude aus. Während wir uns in Schwalmtal-Waldniel im Schwesternhaus mit ihrer „Oma Ludgera“ treffen, sprudelt sie vor Anekdoten und Erinnerungen.

Annas Vater, Rudi Leister, kam vor über 50 Jahren mit mehreren seiner Geschwister ins Waldnieler Kinderdorf, ins Lindenhaus. Für Sr. Ludgera war das die erste Generation: Mit acht Kindern zog sie bald darauf ins Sternenhaus um, wo sie 30 Jahre lang blieb. Zum Schluss ging es noch für drei Jahre ins Brückenhaus, bevor sie 2002 aus der Arbeit im Kinderdorf ausstieg und wieder ins Schwesternhaus zog. 45 Kinder hat sie in diesen 33 Jahren aufgenommen.

In Sr. Ludgeras Arbeitsraum hängen Bilder von ihren ehemaligen Kindern und deren Kindern.
Ehemaligen
Eigentlich sollte dies ein Dreiergespräch werden, aber Vater Rudi war leider krank. So plauderten nur Anna und ihre Oma – in dem Raum, in den Sr. Ludgera immer zum Ehemaligentreffen einlädt.

Ordensschwester und Oma

Dass „Oma Ludgera“ eine Ordensschwester ist, eine Dominikanerin von Bethanien, hat Anna, wie sie selber sagt, erst „spät gecheckt“. Alle redeten von „Schwester“, das war normal, aber Anna und ihr Bruder sagten Oma. Überhaupt war vieles nor- mal, was heute erst besonders wirkt, z.B. die Urlaube der Familie in Bracciano zusammen mit zwei befreundeten Kinder- dorffamilien. „So war das damals eben.“

Bei vielen Menschen im Kinderdorf kann Anna nicht sagen, seit wann sie sie kennt. Sie war einfach von Anfang an dabei.

Sie hat auch noch eine zweite Oma, von ihrer Mutter her. Zur Familie ihres Vaters hat sie dagegen kaum Beziehung. Nur die Geschwister, die zum Kinderdorf und zu Sr. Ludgera Kontakt gehalten haben, kennt sie überhaupt. Die wichtigsten Familien- treffen finden meistens im Advent statt, da liegen mehrere Geburtstage. Vor allem der von Oma Ludgera, kurz vor Weihnach- ten, da ist im Schwesternhaus offene Tür: „Wer kommt, der kommt“! Etwa die Hälfte der 45 Ehemaligen nutzt diese Gelegenheit – und so mancher bringt seinen Anhang mit.

Rudi und Anna wohnen so nah, dass sie zusätzlich noch am Heiligabend im Kinderdorf in die Messe gehen. Anna erzählt von ihrer Jugendzeit: „Da war ich zwei Jahre so drauf, dass ich nicht in die Kirche wollte. Aber dann bin ich schnell hingelaufen, sodass ich rechtzeitig vor Ende der Messe da war, damit ich Oma Ludgera frohe Weihnachten wünschen konnte!“

Als unser Gespräch zu Ende ist, zieht sie ihr Handy aus der Tasche und zeigt ihrer Oma Bilder von ihrem Brautkleid. Sie will in der Kapelle vom Kinderdorf heiraten.

Sr. Barbara, Bergisch Gladbach-Refrath

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