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Unser Countdown hat heruntergezählt auf den 200. Geburtstag von Mutter Henri Dominique, „Mutter Stifterin“. Eigentlich sind wir von einem Mann gegründet, von dem Dominikaner Pater Lataste. Auch ihn verehren wir natürlich, er ist inzwischen auch selig gesprochen, aber als Frauenkongregation ist uns die Frau an seiner Seite mindestens ebenso wichtig. Mutter Henri Dominique war deutlich älter als Pater Lataste, schon über 40, als sie sich kennenlernten. Obwohl sie sofort begeistert von seiner Idee von Bethanien war, hat es doch eine Weile gedauert, bis sie wirklich verstanden hat, was er sich eigentlich vorstellte.

Sie dachte, Bethanien sollte ein Ort sein, an dem armen, „gefallenen Mädchen“ geholfen wird, an dem sie ein Zuhause und Unterstützung erhalten. Er aber wollte einen Ort, an dem Frauen, die schuldig geworden waren, nach Verbüßung ihrer Haftstrafe als gleichberechtigte Schwestern mit anderen Frauen zusammenleben könnten. Es sollte zwischen ihnen keinen spürbaren Unterschied mehr geben. Diese Vorstellung hat Mutter Henri Dominique zuerst erschreckt, ebenso die Erkenntnis, dass es Bethanien noch gar nicht gab, dass sie es mit aufbauen sollte. Sie musste zuerst darüber nachdenken. Als sie dann zugesagt hatte, war sie mit Leib und Seele dabei. Pater Lataste wurde nur 36 Jahre alt und konnte daher nur drei Jahre an Bethanien mitwirken. Mutter Henri Dominique dagegen hat über 40 Jahre lang die Kongregation aufgebaut und geprägt, bis sie 1907 im Alter von 85 Jahren starb. Deshalb nennen wir sie dann doch zu Recht „Mutter Stifterin“.

Mit ihr wuchs das Erbarmen

Auf ihrem Grab steht: „Es wuchs mit ihr das Erbarmen“, ein für uns wichtiges Motiv. Unser Leben hat sich in den letzten 160 Jahren natürlich stark geändert, doch die zentralen Grundsätze gelten immer noch. Wir leben ganz aus dem Erbarmen, der Barmherzigkeit Gottes. Und weil Gott so barmherzig (warmherzig) ist, deshalb wollen auch wir es sein. Wir wollen – wenn irgend möglich – jedem Menschen eine neue Chance geben, weil wir fest daran glauben, dass auch Gott das tut. Deshalb glauben wir an Zukunft, immer und für jeden. Natürlich kommen wir damit an Grenzen, aber auch dann hoffen wir auf das grenzenlose Erbarmen Gottes.

Wenn wir auf Katholikentage fahren, dann haben wir oft eine Figur dabei, die von der einen Seite wie eine Strafgefangene aussieht, in Ketten gefesselt. Wenn man sie umdreht, ist die selbe Person eine Ordensschwester: das Wunder von Bethanien: Bei Gott ist nichts unmöglich.

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