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Gott ist tot

Immer mehr Menschen (in der westlichen Welt) glauben nicht an die Existenz Gottes. Sogar Nietzsches „Gott ist tot“ ist für sie schon überholt. Vielmehr halten sie jegliche Transzendenz für eine Erfindung des Menschen. Ich rede also nicht von Gläubigen anderer Religionen. Auch nicht von Christen, die ihren Glauben weiterentwickelt und einen eigenen Zugang zu Gott gefunden haben, so dass sie die Lehren des Katechismus nicht mehr teilen. Mit all dem komme ich ganz gut klar. Ich spreche von Menschen, die ein rein materialistisches Weltbild haben. Hinter dem Universum steckt kein Schöpfer sondern der Zufall. Nach dem Tod wartet nichts als das Nichts, und Sinn macht das Ganze sowieso nicht. So wenig wie diese Menschen meinen Glauben nachvollziehen können, so wenig kann ich diese transzendente Leere nachfühlen.

Heute ist Karfreitag. Wir gedenken der Todesstunde Jesu. „Gott ist tot“ wird heute für uns ganz präsent. Als ich das zum ersten Mal wirklich verstanden und an mich herangelassen habe, fand ich es furchtbar. Wie verlassen mussten sich die Jünger/innen Jesu vor 2.000 Jahren fühlen? Sie wussten noch nichts vom kommenden Osterwunder! Für sie war mit ihrem Herrn und Meister alle Hoffnung, aller Sinn ihres neuen Lebens gestorben.

Ich kann mir ein Leben ohne meinen Glauben nicht mehr vorstellen. Wenn jemand die Kirche verlässt, ist das was anderes. Das finde ich jedesmal schrecklich, aber dafür finde ich Gründe. Aber Gott? Um mit einem Psalm zu sprechen: „Gott ist meine Kraft und Stärke. Von ihm kommt mir Hilfe.“ Das ist nicht nur ein Spruch, das habe ich wieder und wieder erfahren. Jesus hat Dinge gepredigt, die der Maßstab meines Lebens geworden sind. Den Karfreitag, dieses „Gott ist tot“ halte ich nur aus, weil ich weiß, dass es nur zweieinhalb Tage dauert. Nur mit Gott finde ich in meinem Leben einen Sinn und kann darauf hoffen, dass auch der Irrsinn dieser Welt wenigstens in einer jenseitigen Welt erklärt und erlöst werden wird.

Wenn ich mich heute dem leeren Tabernakel aussetze, der Abwesenheit Gottes, dann denke ich auch an die Menschen, für die dieses Leben ohne Gott normal ist. Ich weiß, man kann ein gutes Leben führen, ohne Gott zu vermissen, auch das habe ich in meinem Leben schon erfahren. Und natürlich kann man Glauben nicht erzwingen, er ist immer auch ein Stück Gnade (wenn auch nicht nur). Dennoch bleibt der Gedanke an Menschen ohne jeden Gottesglauben für mich eine offene Wunde, die ich gerade heute, am Karfreitag, spüre.

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