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Bevor ich ins Kloster ging, war Ostern für mich Eier färben, lecker Kuchen essen – und natürlich Schokolade! Ja, schon mit großem Gottesdienst, mit Feuer und Wasser und ordentlich Musik. Und es gab vorher auch noch andere Gottesdienste: der Karfreitag war düster, gar nicht schön. Irgendwann habe ich dann verstanden, dass das Ganze eigentlich am Donnerstag anfängt. Als Jugendliche haben wir eine ganze Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag in der Kirche verbracht, gesungen, gebastelt, meditiert… Das war spannend!

Aber erst im Kloster habe ich so richtig verstanden, was am Gründonnerstag passiert. Heute beginnt das österliche Triduum: der Gründonnerstag, der Karfreitag und die Osternacht gehören zusammen, werden sogar als ein Gottesdienst gefeiert. Und bei uns beginnt die Liturgie nicht erst abends mit der Abendmahlsmesse, sondern morgens mit den sogenannten „Trauermetten“. Die singen wir auch dreimal, Donnerstag, Freitag und Samstag. Sie haben ganz eigene Riten, z.B. wird nur in diesen Tagen ein großer Leuchter aufgestellt, und mit jedem Psalm werden einige Kerzen gelöscht, bis am Schluss alle Lichter (auch das elektrische, wenn das geht) ausgehen. Jesus, das Licht der Welt, stirbt. Alles wird dunkel. Es gibt auch ganz eigene Texte, vor allem wird viel aus den Klageliedern des Propheten Jeremia gesungen. Seine Warnungen an das Volk Israel waren schrecklich. Auch die anderen Psalmen in diesen Tagen sind oft bedrückend, und in diesem Jahr höre ich sie noch einmal anders:

„Warum hast du, Gott, uns verstoßen für immer? … Der Feind hat Dein Heiligtum völlig verwüstet. Deine Gegner lärmten am Ort deiner Feste. … Sie nahmen sich vor: wir wollen alles vernichten. … und keiner von uns weiß, wie lange noch.“ (Psalm 74)

So etwas kann man in diesem Jahr wohl nicht singen, ohne an die Tausende Toten im heutigen Israel und im Gazastreifen zu denken. …und keiner von uns weiß, wie lange noch!

In meinem ersten Jahr im Noviziat hat mich das Triduum mit dieser speziellen Liturgie völlig gepackt und in ihren Bann gezogen. Ich hatte noch keine besondere andere Verantwortung und konnte mich ganz auf das Gebet konzentrieren (das ist das Privileg und die Aufgabe der Novizinnen), und so hat mich die düstere Stimmung der Trauermetten ganz erfasst. Plötzlich konnte ich spüren: hier passiert etwas Schreckliches. Wir steuern auf eine Katastrophe, den Karfreitag, zu! Das Erleben der Jünger Jesu vor 2.000 Jahren war ganz nah.

Ich bin ein optimistischer Mensch und davon überzeugt, dass wir die Zukunft mit Mut und Hoffnung besser meistern werden als mit Niedergeschlagenheit und Resignation. Aber hin und wieder muss ich mich der Trauer in ihrer vollen Wucht stellen, sonst stünde mein Optimismus auf den wackeligen Füßen der Verdrängung. Heute ist so ein Tag der Trauer. Ich weiß, es beginnt ein Triduum: der dritte Tag ist Ostern, es wird kommen. Aber noch ist es nur ein Gedanke und nicht spürbar.

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