„Stellt euch einfach vor, ihr kämt müde und erschöpft in einem fremden Land an und wüsstet nicht, was euch dort erwartet. Was für eine Begrüßung würdet ihr euch wünschen?“
Eigentlich ist es noch nicht so weit, aber bald schon werden wir in unserem Kinderdorf Flüchtlinge aufnehmen. Für eine kurze Zeit steht bei uns nämlich ein Haus leer. Bald brauchen wir es wieder, weil eine neue Kinderdorffamilie schon in den Startlöchern steht, aber im Moment ist es frei. Das passt gut, weil die Gemeinde gerade ein Haus umbaut und in der Übergangs- und Umbauzeit dringend Platz für einige Flüchtlinge braucht. Und die kommen bald zu uns.
Nun ist es eine Sache, die Immobilien herzurichten. Das kriegt die Gemeinde prima ohne uns hin. Etwas ganz anderes ist es aber, die Menschen, die hier leben, vorzubereiten. Dafür hat unser Kinderdorfleiter allen eine mail geschrieben. Und da steht eben u.a. dieser Satz drin: „Stellt euch einfach vor…“
Ich kann mir ja nicht so richtig vorstellen, wie es ist, tausende von Kilometern zu fliehen, die Heimat in Trümmern zu wissen und irgendwo anzukommen, wo niemand meine Sprache spricht. Aber unsere Kinder, die können sich fast alle noch erinnern, wie es war, als sie zu uns kamen. Sie wissen, wie wichtig es ist, dann freundlich begrüßt zu werden. Sie wissen, wie allein man sich in dieser Anfangszeit fühlen kann, wenn man noch niemanden kennt, wie verletzlich und wie traurig. Sie wissen, was Heimweh ist.
Und so haben sie wundervolle Willkommensschilder gemalt und an ihren Häusern aufgehängt. Und ich bin sicher: wenn die Flüchtlinge erst da sind, werden unsere Kinder mit ihren Kindern spielen – egal, welche Sprache die sprechen.