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Ich habe einen Kollegen, der ist tätowiert. So richtig. Er hat zwei riesengroße Tattoos an den Armen und noch ein winzigkleines – aber ebenfalls deutlich sichtbares. Früher mochte ich sowas nicht. Aber es liegt ja alles immer an Personen, und wenn Du erstmal jemand kennengelernt hast, den Du sympathisch findest, dann werden u.U. plötzlich auch Tätowierungen ganz nett. Trotzdem: isch künnt dat niet, um nicht zu sagen: für mich wäre das nichts.

Wie komme ich nun auf dieses Thema? In Münster habe ich auf der Kirchenmeile eine Dominikanerin einer anderen Gemeinschaft wiedergetroffen. Erstmal gab es ein großes Hallo! Und dann zückte sie das Produkt ihres Standes. Denn wir alle liefen ständig mit den Flyern und give-aways herum, die wir für den Katholikentag hatten drucken lassen. Sie also gehört zum Zentrum für Berufungspastoral und hatte etwas ganz Besonderes. Sie fragte kurz: „Willst du?“ und hielt mir einen Sticker auf den Arm. Den hatte ich schon bei anderen gesehen, und so habe ich nicht lange nachgedacht: „Ja, gerne!“ Sie legt mir den Sticker auf, macht ihn nass, drückt ihn fest und sagt: „Und jetzt bete ein Vaterunser für jemanden, der eine Berufung hat!“

Ich war völlig baff. Aber da ich ja nun warten musste, bis der Sticker hielt, konnte ich auch genauso gut beten, und das habe ich dann getan. War eine ausgesprochen spannende Erfahrung, sich mitten im Getümmel der Kirchenmeile wegzubeamen zu Gott, ganz legitim.

So bin ich zu dem Motiv einer Kugel, die sich in einen Schwarm Friedenstauben auflöst, gekommen. Darinnen „Psalm 34, 15“, das ist: „Meide das Böse. Tue das Gute. Suche den Frieden und jage ihm nach!“ Das ist doch mal ein tolles Bibelzitat! Ziemlich viele Leute liefen damit rum, auf unserem Bild kann man das Motiv am besten auf dem T-shirt erkennen, das die Mitschwester anhatte. Da es heiß war, hatte ich meine Habitärmel hochgekrempelt, so konnte man den Sticker richtig schön sehen. (Nicht dass ich mit dem weißen Habit und dem roten Bauchladen irgendwie noch einen weiteren Blickfang gebraucht hätte…)

Ich habe den Arm so wenig wie möglich gewaschen und eingecremt (Sonnenmilch ist gar nicht gut für Sticker!), denn heute morgen war die Dankmesse für unsere Erstkommunionkinder. Und ich wollte doch unbedingt meinem Kollegen sagen können, er hätte einen schlechten Einfluss auf mich, und ich hätte mir im Katholikentagsüberschwang ein Tattoo verpassen lassen. Hab ich auch gesagt. Und das Bild ist noch nicht so sehr verblasst: er, ein paar andere Kollegen und der Chef haben es (fast) geglaubt.

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