Heute habe ich im Schulgottesdienst mit den Kindern über Maria gesprochen. Und ein Marienlied gesungen. Bis auf den Organisten waren nur Frauen und Kinder in der Kirche – wie immer in meinen Schulgottesdiensten. Das Erlebnis hatte ich diese Woche dreimal. Als ich von dem Streik „Maria 2.0“ hörte, habe ich sofort gedacht, dass das für mich keinen Sinn macht.
Ich habe in meiner Gemeinde aber auch kein Feindbild. Keinen Pfarrer, Kaplan oder verknöcherten Subsidiar, der wütend von der Kanzel herunter schnaubt, dass die Frauen gefälligst in der Kirche zu schweigen hätten. Im Gegenteil. Meine Jungs sind alle super kollegial und stöhnen über den Klerikalismus mindestens so laut wie ich.
Ich bin mir bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist. Und ich finde, dass in der Kirche insgesamt noch kräftig Luft nach oben (soll heißen: Reformbedarf) ist. Insofern kann ich die Frauen verstehen, die ihrem Unmut mit dieser Aktion Ausdruck verleihen wollen. Über die Art und Form kann man streiten, auch darüber, welche konkreten Forderungen mit dem Protest verknüpft sind. Ich war bei all dem eher zurückhaltend. Ich wollte mich nicht streiten.
Aber nach und nach habe ich Kommentare gehört und gelesen, die mich das Gruseln gelehrt haben. Nicht nur von Männern, auch von Frauen. Kommentare, die ich nicht für möglich gehalten hätte in unserer aufgeklärten Kirche im Deutschland des Jahres 2019. Maria werde missbraucht. Sie sei schließlich der Inbegriff von Demut und Gehorsam, daran sollten sich diese Frauen mal ein Beispiel nehmen – war noch einer der harmlosen Beiträge. Andere Äußerungen waren und sind wesentlich aggressiver, gelegentlich auch persönlich beleidigend. Und inzwischen verstehe ich richtig gut, gegen welche Borniertheit sich die Initiatorinnen von „Maria 2.0“ wehren. Ich teile immer noch nicht alle ihre Forderungen und sehe weiter keinen Sinn in einem Streik, aber ich habe es auch satt, und zwar schon lange.
Arme Maria! Solange diejenigen, die von sich behaupten, Jesu JüngerInnen sein zu wollen, einander beschimpfen und verunglimpfen, wird das nichts mit Deinem Mantel, der die ganze Christenheit schützt und unter den alle fliehen können. Eher fliehen immer mehr stillschweigend aus unserer Kirche. Über die sollten die Zankenden sich dann allerdings auch nicht wundern.