Erst legen, dann fegen
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Maria von Magdala
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Die Kritik an der Kirche ist allgegenwärtig, die Menschen verlassen sie in Scharen. Aber ich habe gerade ein Fest gefeiert, bei dem ich wieder mal dachte: wow, so muss das! So muss sich Kirche anfühlen, denn wir sind die Kirche!

Ich habe an dieser Stelle schon über unser Fronleichnamsfest berichtet, allerdings mit dem Fokus auf dem Blumenteppich. Der war natürlich nur ein Element. Viele in der Pfarre haben lange vor dem Fest angefangen, es zu planen: Gottesdienst (open air!) vorbereiten, Texte für die Prozession schreiben, Leser aus allen Gruppierungen der Pfarre rekrutieren. Blaskapelle besorgen, Musik aussuchen und üben. Wer baut die Technik auf (die ganze Messe wurde live ins Internet übertragen)? Wer baut auf dem Kirchplatz Bänke und Pavillons auf? Wer trägt die Fahnen und den „Himmel“ über der Monstranz? Wer meldet den Prozessionsweg an, wer sichert die Strecke an den verkehrsreichen Stellen? Irgendjemand kam auf die Idee, im Anschluss Kuchen, Brezeln und Getränke anzubieten. Muss natürlich auch alles besorgt werden.

Alle packen mit an

Und es wurde alles besorgt! So viele haben geholfen! Ich hatte den Eindruck, dass alle mitanpacken, jeder an der Stelle, die ihm halt am meisten liegt. Natürlich ist der Gottesdienst und darin die Eucharistie das Zentrum – ohne sie kämen wir nicht zusammen. Aber das Zentrum alleine macht es eben nicht. Wenn alle mitmachen wollen, dann muss es viele verschiedene Möglichkeiten dazu geben. Es braucht die möglichst große Gemeinde, die mit dem Leib Jesu in der Monstranz singend und betend durch die Straßen zieht. Aber es braucht auch jemanden, der den Verkehr regelt, damit keiner unters Auto kommt. Einige müssen zurückbleiben und schon mal die Technik und die Bänke wegräumen. Und wenn außerdem schon mal jemand die Getränke rausholt, dann kann das Fest anschließend weitergehen. (Das fand ich doppelt schön, weil so auch noch der Blumenteppich anderthalb Stunden länger liegenbleiben konnte).

So wurde aus dem Gottesdienst ein echtes Fest der ganzen Gemeinde. Und ich vermute, dass die meisten „Kulissenschieber“ gar nicht traurig waren, dass sie nicht mit auf die Prozession konnten. Das ganze Singen ist halt nicht jedermanns Sache. Umso besser! Es war sozusagen eine win-win-Situation. Und vor lauter guter Laune blieben auch noch genug Leute zum Aufräumen da. Ihr wisst ja: „Viele Hände, schnelles Ende…“

So muss für mich Kirche sein: wir feiern Gott zur Ehre, und jeder bekommt die Möglichkeit, dazu mit seinen Begabungen und Stärken beizutragen. Wenn das gelingt, können wir sagen: Wir sind die Kirche, die es lohnt, am Leben zu halten. Für diese Kirche gilt – daran glaube ich fest – das Wort des Evangeliums: „Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwinden.“

 

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