Unendliche Weiten
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Erstkommunion im Kinderdorf
19. Mai 2015
Ein Mann suchte Rat bei seiner Nachbarin, die sich mit Pflanzen aller Art auskannte. Er sagte: „Mein Garten ist wirklich gut gepflegt und ich habe viel Freude daran. Aber eines ärgert mich: immer und immer wieder steht Löwenzahn auf der Wiese. Ich habe ihn ausgerissen, ich habe sogar Gift gesprüht, ich habe alles versucht, er kommt immer wieder. Kannst Du mir nicht sagen, wie ich ihn wegbekomme?“
Die Frau hörte sich das an, überlegte einen Moment und antwortete dann bedächtig: „Wenn Du wirklich alles versucht hast und er trotzdem immer wieder kommt, dann…“ „Ja?“ „…dann musst du eben anfangen, Deinen Löwenzahn zu lieben.“
Ich weiß leider nicht, von wem diese wunderbare Geschichte ist, aber ich sehe in ihr eine tiefe Wahrheit und Aussage über unser Inneres. Jede/r von uns hat etwas „Löwenzahn“ in sich, d.h. irgendeine Macke, eine Schwäche, eine Verletzung, die er oder sie gerne loswerden würde. Viele Leute denken darüber nicht so gerne nach. Sie kümmern sich lieber um die Bäume, Büsche und Beete ihres Gartens, legen immer mehr an und lassen die Wiese verwildern – dann sieht man den Löwenzahn nicht so. Man kann sich ja auch prima ablenken, mit Musik und Fernsehen, mit Arbeit und täglichen Pflichten. Nur nicht nachdenken.
Wer seinen Garten sorgfältig pflegt und nicht nur rumhetzt, dem fällt der Löwenzahn schon eher auf. Manches Unkraut kriegt man gejätet, und es ist wichtig, dass wir das tun. Unsere Psyche (oder Seele) ist viel zu kostbar als dass wir sie verwildern lassen dürften! Aber manches „Unkraut“ bleibt eben. Selbst wenn man professionelle Hilfe in Anspruch nimmt, wird man nicht zum perfekten Menschen – den gibt es nämlich nicht. Jeder von uns ist fehlerhaft, jeder unserer „Gärten“ hat seinen Löwenzahn oder seinen Maulwurf oder einen anderen Schönheitsfehler. Eine Weile kämpfen wir dagegen an, aber dann müssen wir uns damit anfreunden, dass wir sind wie wir sind, sonst kämpfen wir gegen uns selber und finden keinen Frieden.

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