Über die Rolle der Frau in der Kirche ist schon viel geredet, gestritten und geschrieben worden. Zu Weihnachten habe ich sogar ein Buch von Christiane Florin geschenkt bekommen: „Der Weiberaufstand – Warum Frauen in der katholischen Kirche mehr Macht brauchen“. Ehrlich gesagt: ich bin damit noch nicht weit gekommen. Das ist normalerweise nicht mein Thema.
Aber jetzt habe ich angefangen, noch mal ganz neu darüber nachzudenken – aus einer anderen Perspektive sozusagen.
Ich bin ja seit gut vier Monaten hauptamtliche Mitarbeiterin im pastoralen Dienst. Als solche werde ich bei festlichen Gottesdiensten meist gebeten, mit einzuziehen und im Altarraum zwischen den Priestern Platz zu nehmen. Manchmal habe ich die eine oder andere Funktion, manchmal muss ich auch hauptsächlich fromm aussehen. So oder so: früher oder später kommt der Moment, wo ich mir deplaziert vorkomme, nämlich wenn es nach dem Wortgottesdienst an den Altar geht. Die Messdiener assistieren dem Zelebranten bei der Gabenbereitung, verlassen dann den Altarraum und stellen sich unten an die Stufen. Dann treten die Konzelebranten, die eben noch neben mir standen, vier Schritte vor an den Altar. Ich bleibe allein zurück und frage mich ganz praktisch: wo ist mein Platz in dieser Kirche?
Nun habe ich das Glück, in einem tollen Team gelandet zu sein. Sowohl mein Chef als auch meine Kollegen sind schwer in Ordnung, das Klima ist offen und wertschätzend. Also habe ich angesprochen, dass ich mir da oben komisch vorkomme, so allein. Daraufhin hatte jeder der Jungs einen anderen Vorschlag. Einer der Laien sagte: „Ich stell mich in diesem Moment am liebsten zu den Messdienern.“ Einer der Priester (nicht der Pfarrer) sagte: „Komm doch mit an den Altar!“ Ein dritter sagte: „Es gibt keine Regel. Probier es halt aus, wo Du Dich wohl fühlst.“
Genau das tue ich jetzt. Gestern stand ich unten bei den Messdienern – und fand das ziemlich in Ordnung. Ja, ich glaube, das mache ich jetzt öfter. Lass die Jungs den Teil mit der Wandlung machen, in dem Moment gehöre ich ins Volk.
Nach der Messe wurde ich von einem Gemeindemitglied angesprochen, ob wir eine neue Messdienerin hätten. Wir haben das nicht vertieft, aber in der Tat ist das der Schwachpunkt: es geht eben nicht nur um mein Befinden, sondern auch um die Signalwirkung. Müsste ich die Chance nutzen, dem Altar möglichst nahe zu kommen – praktisch und im übertragenen Sinne? Müsste ich die Grenzen sogar dehnen, für diejenigen in der Gemeinde, die sehnsüchtig auf solche Impulse hoffen? Müsste ich z.B. den spontanen Vorschlag „komm doch mit an den Altar“ aufgreifen und versuchen, ihn beim Pfarrer durchzusetzen? Wozu? Was würde geschehen? Wäre das überhaupt sinnvoll?
Ich werde nichts dergleichen tun. Weil ich meinen Platz in der Kirche, d.h. meine Aufgabe und Rolle längst gefunden habe. Darunter ist einiges, um das sich zu kämpfen lohnt. Die dem Priester vorbehaltenen Teile der Liturgie gehören nicht dazu. Aber das kann ich nicht in zwei Sätzen erklären, deshalb geht es morgen weiter.
Fortsetzung folgt…